Wegen der Börsenschwäche blüht der Schweizer Franken als Fluchtwährung auf. Alles nicht so schlimm! Letzten Freitag war großer Verfallstag mit riesigen Handelsumsätzen. Dann kam noch die Angst vor einer Invasion der Ukraine seitens Russland hinzu. Die Märkte und damit auch der EUR/CHF-Kurs waren bereits angeknackst und das gab beiden vor dem Wochenende dann den Rest. Übertrieben, sagen die Optimisten.
Am Devisenmarkt sinkt der Euro auf 1,0335 Franken. Für ein 7-Jahrestief geht es sich bisher nicht aus. Dafür müsste der Kurs 1,0325 reißen. Das wird er auch bald tun. Die Panikstimmung an den Börsen ist längst nicht vorbei, warnen die Pessimisten. Portfoliomanager werden in jede leichte Erholungsphase an den Börsen rigoros reinverkaufen und die Erlöse in den sicheren Franken mit seiner niedrigen Geldentwertung stecken.
Was passiert beim EUR/CHF?
"Auch der Schweizer Franken könnte angesichts politischer Risiken im 1Q weiter auf relativ festen Niveaus notieren", zeigt sich die Erste Group alarmiert. Zum Geschummel der Notenbanken bei der Inflation ("Alles nur vorübergehend😏") und der sich aktuell breitmachenden Angst vor einer harten US-Zinswende, kommt die Frankreich-Wahl. Das Land ist Schulden-Europameister. Nirgendswo sonst sind die Verbindlichkeiten des Staates, der Unternehmen und Privathaushalte höher. Auch nicht in Italien.
"Umso besser radikale Kandidaten wie Marine LePen in den laufenden Umfragen abschneiden, desto höher ist das Risiko für einen festeren Franken", analysiert die Erste Group. Trotz der vielen Warnungen rechnen die Devisenexperten von Österreichs größter Bank nicht mit einer Aufwertung des Schweizer Franken. Bis Jahresmitte sieht man den Euro auf 1,06 Franken steigen, bis Jahresende auf 1,08.
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In der Praxis ist es müßig die oben genannten fundamentalen Einflussfaktoren abzuwägen und daraus versuchen die Entwicklung der Euro zum Schweizer Franken in der mittleren Sicht (3-12 Monate) herzuleiten. Das kommt einem Herumgestochere gleich. In der langen Sicht (>1 Jahr) wird die Euro-Franken-Rate von der niedrigen Geldentwertung in der Schweiz runtergedrückt. In der kurzen Sicht (<3 Monate) schlagen Prognosen basierend auf Charttechnik und Price Action mit einer Trefferquote von 8 aus 10 jeden Banken-Devisenexperten.
Seit zwei Wochen ist der Euro in einem Abwärtskanal. Dieser führte ihn von 1,0510 auf 1,0335 Franken runter. Aktuell gibt es zwei Anzeichen einer bevorstehenden Bodenbildung:
- Der Euro hat eine Unterstützungszone bei 1,0320-1,0340 Franken erreicht. Dort war er zum Jahreswechsel deutlich hochgeprallt. Hier ist also eine Zone, an denen die Händler den Euro akkumulieren, wie Charttechniker gerne sagen.
- Bei den drei Stößen nach unten könnte es sich um ein Wedge-Bottom (Wedge-Reversal) handeln. Genaueres wird man erst wissen, sollte der Kurs aus dem Abwärtskanal ausbrechen und danach ein höheres Tief (HT) bilden. Gelingt das, ginge es rasch zurück auf 1,05.