Der Euro stieg von Mai 2020 bis März 2021 von 1,05 auf 1,1150 Franken. Es folgte ein Rückfall auf 1,03 bis Jahresende 2021. Sichere Häfen sind nicht sicher, steht ein kräftiger Aufschwung der Wirtschaft bevor.
Auch die Supporter des Schweizer Franken stimmen zu: Am 31. Dezember 2021, als der EUR/CHF-Kurs auf 1,0325 einbrach, war die eidgenössische Währung tatsächlich überbewertet. Und so konnte sich der Euro inzwischen auf 1,0450 Franken erholen.
Die erneut höher als erwartet ausgefallene Inflation in der Eurozone tut dem gegenwärtigen Anstieg des Euro kein Abbruch. Die Verbraucherpreise lagen im Dezember 2021 um 5% höher als im Dezember 2020, meldet Eurostat.
Anders als die Euroländer hat die Schweiz nicht mithilfe der Notenpresse ihre Corona-Konjunkturhilfen finanziert. Das Ergebnis: Geldwertstabilität ist mit einer Inflation von 1,5% gewährleistet.
Momentan interessiert sich der Euro-Franken-Kurs allerdings nicht für den Inflationsunterschied von 3,5%. Er hat sich dieses Problems bereits in vierten Quartal 2021 mit seiner steilen Talfahrt angenommen.
Insofern hat der Euro einige Monate Schonfrist. Kann er sie nutzen? Für einen substanziellen Anstieg um 5-6% wie zwischen Mai 2020 und März 2021 dürfte es sich zwar nicht ausgehen.
Die Geldwertstabilität wird nicht so schnell (wenn überhaupt) in die Eurozone zurückkehren. Der laxe Umgang mit akuten Inflationsrisiken rückt jedoch wegen der besseren konjunkturellen Entwicklung in den Euroländern etwas in den Hintergrund.
Ein Euro-Franken-Kurs zwischen 1,05 und 1,07 bis Jahresmitte ist daher ein faires Niveau, das dem stärkeren Wachstum und der nicht gewährleisteten Geldwertstabilität Rechnung trägt.