Gelegenheiten, um aus einem Franken-Fremdwährungskredit zu einem zumutbaren Eurokurs auszusteigen, sind selten. Überdies kommt auf Österreichs rund 85.000 Franken-Kreditnehmer eine Zinsumstellung zu. Der Saron löst den drei Jahrzehnte alten Schweizer-Franken-Libor ab.
"Kreditnehmer können auch weiterhin ihren Fremdwährungskredit jederzeit zu attraktiven Konditionen in einen Euro-Kredit überführen, oder auch den Fremdwährungskredit vorzeitig tilgen", lockt die Erste Group.
Aktuell ist der Euro 1,04 Franken wert und damit so wenig wie zuletzt in der ersten Hälfte 2015. Im September waren es knapp 1,10. Als zweiter, guter Ausstiegszeitpunkt aus einem Franken-Kredit stellt sich im Rückblick auf das Jahr 2021 der März heraus. Damals kostete der Euro 1,1150 Franken.
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Mit dem Jahreswechsel hat der Zinssatz Saron den Schweizer Franken-Libor abgelöst. Für Franken-Kreditnehmer bedeutet das in erster Linie Papierkram. Die Kreditverträge müssen geändert werden. Laut Gesetzgeber darf den Bankkunden dadurch kein Nachteil entstehen.
Und so werden die meisten Franken-Kreditnehmer auch mit dem Saron keine Zinsen auf ihre Kredite bezahlen. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Verhältnis Zinsersparnis zu Wechselkursverlust aus den Fugen geraten ist.
Zwischen 2018-2020 hatte sich der Euro pro Jahr 2,7% gegenüber dem Schweizer Franken abgeschwächt. Franken-Kreditnehmer bezahlten jedoch keine Zinsen. Wären sie in den Euro konvertiert, hätten sie etwa 1,5% zu entrichten.
Jährliche Zinsersparnis und Wechselkursverlust egalisierten sich zwar nicht. Das Minus von 1,3% war aber verkraftbar, auch vor dem Hintergrund der guten Entwicklung der Immobilienpreise. Im Jahr 2021 hat sich diese Kennzahl wegen des hohen Verlustes des Euro zum Franken auf knapp 3% der Kreditsumme erhöht.
Bei einem in den 00er-Jahren aufgenommen, endfälligen Franken-Kredit im Gegenwert von 150.000 Euro steht für 2021 ein Jahresverlust nach Wechselkurs und Zinsersparnis von 6.500 Euro zu buche. Zwischen 2018 und 2020 war es im Schnitt nur halb so viel.
Aussitzen oder Konvertieren?
2021 gab es zwischen Februar und Juni und dann noch einmal für zwei Wochen zum Sommerende recht große Konvertierungsfenster mit Eurokursen von 1,09-1,1150 Franken. 2022 dürften diese Konvertierungsfenster kleiner ausfallen.
Die Gretchenfrage: Kann sich der Euro-Franken-Kurs von seinem tiefen Fall im Schlussquartal 2021 erholen?
- Im Idealfall kommt es 2022 zu einer V-förmigen-Erholung. Der Euro steigt auf 1,10 Franken. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt aber nur bei 10-20%. V-förmige-Erholungen sind sehr selten.
- Wahrscheinlicher mit ca. 60-70% ist eine gemäßigter Anstieg auf 1,05-1,07 bis ins zweite Quartal, gefolgt von einem Abwärtstrendkanal. Die Euro-Franken-Rate käme in der zweiten Jahreshälfte der Parität sehr nahe.
- Dass es so steil bergab weitergeht wie in den letzten Monaten, lässt sich nicht ausschließen. Gleichwohl ist die Wahrscheinlichkeit eines Durchmarsches auf die Parität mit 10% recht niedrig.
Fazit und Ausblick
Der Euro-Franken-Kurs wird aller Voraussicht nach zwischen Februar und Mai seinen Höchsstand des Jahres 2022 bei etwa 1,07 erreichen. Anschließend lässt der Schweizer Franken wieder die Muskeln spielen.
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