Quillt die Schweizer Mokkatasse über?
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Quillt die Schweizer Mokkatasse über?

Nach einem kurzen Ausflug über 1,05 Franken wird der Euro auf den Boden zurückgeholt. "Der Mokkatassen-Effekt" wird den Franken in den kommenden Wochen nicht in Ruhe lassen", ist sich die Berner Kantonalbank sicher. Die Schwankungsbreite der Euro-Franken-Rate im ersten Quartal weitet sich auf 1,0250 bis 1,06 aus.

Mit seinem Anstieg von 1,0325 am 31. Dezember 2021 auf 1,0510 am 11. Januar 2022 trug die Euro-Franken-Rate auch dem positiven Pandemieausblick Rechnung. Sobald der aktuelle Anstieg der Infektionszahlen nachlasse, können die Länder bis zum Ende des Jahres 2022 mit "weitaus weniger Fällen" rechnen, sagt Bill Gates.

Derweil ruderte der Euro auf 1,0440 Franken zurück. Die verbesserten Pandemie- und Konjunkturausblicke alleine reichen offenbar nicht aus. Solange die Europäische Zentralbank (EZB) beim Thema Inflation mauert, ist das Erholungspotenzial der Gemeinschaftswährung begrenzt.

EZB-Chefvolkswirt Philip Lane fällt momentan nichts anderes ein als die hohe Inflation von 5% im irischen Fernsehen als "seltsam" (engl. strange) abzutun. Versuche nördlicher EZB-Ratsmitglieder, Inflationsrisiken den Finanzmärkten zu beichten, soll Lane auf der letzen Notenbanksitzung schroff zurückgewiesen haben.

Überdies kommt für den Schweizer Franken Rückenwind von der anderen Seite des Atlantiks. Die hohe Inflation kann die US-Wirtschaft in eine Rezession stürzen, sagt Notenbankchef Jerome Powell. Überdies habe die USA beim Schuldenmachen einen "untragbaren Weg" eingeschlagen, gesteht Powell ein.

EUR/CHF-Diagramm mit Mokkatassen-Effekt

Wegen ungenügender Geldwertstabilität und ausufernden Staatsschulden verhalten sich Euro und US-Dollar zueinander wie Pest und Cholera. Gerade Anleger aus diesen beiden Währungsräumen flüchten in den als sicheren Hafen wahrgenommen Schweizer Franken. Den muss man sich als Mokkatasse vorstellen, die mit Euro und Dollar zugeschüttet wird und überquillt.

Aufgrund des Rücksetzer deutlich unter 1,05 haben sich die Chancen eines Channel-Anstieg auf 1,07 Franken verkleinert. Ein in der Fachsprache genanntes Expanding Triangle (wachsendes Dreieck) könnte stattdessen die Leitplanken für den Euro-Franken-Kurs in den kommenden Wochen einnehmen.

Die Formation befindet sich noch in den Kinderschuhen. Sie zeigt einen Rückfall der Euro-Franken-Rate bis Anfang Februar 2022 auf etwa 1,0250 an. Anschließend käme es bis zum Ende des ersten Quartals zu einem recht steilen Anstieg auf knapp 1,06. Demzufolge dürfte es also noch einige Wochen dauern, bis die EZB von ihrer Beschwichtigung der Inflationsrisiken Abstand nimmt.

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