Der Euro-Franken-Kurs steht bei 1,0335 mit dem Rücken zur Wand. Es ist nicht davon auszugehen, dass sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) der Talfahrt entgegenstellt. Der Euro wird sich alleine aus der brenzlichen Lage befreien müssen. Rücken internationale Krisenherde in den Hintergrund und der Konjunkturaufschwung in der Vordergrund, dürfte ihm das auch gelingen.
Die Börsenschwäche lasse den Schweizer Franken als Fluchtwährung wieder attraktiv erscheinen, kommentiert die St.Galler Kantonalbank. In die gleiche Kerben schlagen die Devisen-Berichterstatter von awp: Die Börsenschwäche sei der Grund dafür, dass der Schweizer Franken als Hort der Stabilität angesteuert werde.
Für die Schweiz ist der teure Franken ein zweischneidiges Schwert: Mit einer starken Währung lassen sich die drastisch gestiegenen Rohstoffpreise leichter überstehen. Die Exportunternehmen, die ihre Waren in Euroländern wie Deutschland und Österreich absetzen, bekommen hingegen Probleme. Ihre Güter werden teurer.
SNB-Präsident Thomas Jordan begrüßte letzten Monat auf einer Pressekonferenz die Frankenstärke. Mit ihr lasse sich der Anstieg der Importpreise für Öl, Metalle etc. begrenzen. Dies wiederum trägt dazu bei, dass die Inflation nicht auf 5% hochschießt wie in der Eurozone. In der Schweiz herrscht mit einer Teuerung von 1,5% Geldwertstabilität.
Sie sehe ein über den Erwartungen liegendes Wirtschaftswachstum im Euroraum, sagte die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde. Man sei ein Stück weit Opfer des eigenen Erfolges. Die Nachfrage sei trotz Corona-Pandemie sehr rasch gestiegen, stellte die Französin gestern auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos fest.
Der Euro wartet, dass der Konjunkturaufschwung in der Eurozone Fahrt aufnimmt. Laut den Dezember-Prognosen von EZB-Chefvolkswirt Philip Lane werde 2022 ein Wachstum von 3,2% erreicht. Lagarde hat nun gesagt, dass es mehr werden dürfte.
In der Zwischenzeit beschäftigt sich der Euro-Franken-Kurs mit der von den USA ausgehenden Börsenschwäche und der Furcht eines eskalierenden Russland-Ukraine-Konfliktes. Probleme Abseits Europas drücken den Euro zum Franken immer wieder nach unten. Solche geopolitischen Taucher sind allerdings vorübergehend.
Im August 2017, als US-Präsident Trump Nordkorea mit Krieg drohte, sank der Euro-Franken-Kurs von 1,1550 auf 1,1250. Bereits einen Monat später war er wieder bei 1,1550. Dieses Mal könnte es ähnlich laufen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass der Euro am 11.01.2022 mit seinem seinerzeitigen Anstieg auf 1,0510 Franken bereits das Jahreshoch 2022 markierte, liegt höchstens bei 20%.
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