Der Euro fällt ins Verhaltensmuster einer Weichwährung zurück, während der Schweizer Franken dem Ruf als stabilste Währung der Welt gerecht wird. "Kurzfristig könnte der Franken zum Euro weiter in Richtung 1,0250 aufwerten", sagt die Graubündner Kantonalbank.
Aktuell notiert die Euro-Franken-Rate mit fallender Tendenz bei 1,04 und damit in etwa in der Mitte der Kursspanne der letzten drei Wochen. Der Euro sank am 31.12.2021 mit 1,0325 auf den tiefsten Stand seit sechs Jahren und sieben Monaten. Er erholte sich recht schnell und kletterte auf 1,0510 bis 11.01.2022.
Anders als weite Teile der Schweizer Bevölkerung, die vom Euro nicht viel hält, wollen die größten Banken ihn zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschreiben. Laut den neuen Prognosen von UBS und Zürcher Kantonalbank wird sich der Euro bis Anfang 2023 auf 1,08 Franken erholen. Die Credit Suisse rechnet sogar mit 1,10.
Aus der Sicht der Graubündner Kantonalbank besteht zwar die Gefahr, dass der Euro in den kommenden Wochen weiter fällt. Wegen der wirtschaftlichen Erholung des Euroraums und höheren Realzinsen dürfte er jedoch mittelfristig wieder etwas Boden gutmachen, meint das Geldhaus.
Die Commerzbank rechnet bis Ende 2022 mit einem Eurokurs von 1,05 Franken. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde zwar wegen der anhaltend hohen Inflation die Geldpolitik etwas restriktiver gestalten. An dem strukturellen Tiefzinsumfeld im Euroraum ändere sich aber wenig.
Aus charttechnischer Sicht ist 1,0250-1,03 für den Euro-Franken-Kurs ein interessantes Niveau. Hier verläuft eine langfristige Unterstützung, die durch zwei Hochpraller im April und Juni 2015 ins Leben gerufen wurde. Von diesem Niveau geht eine Art Magnetwirkung aus. Das bedeutet: Voraussetzung für einen Anstieg des Euro im späteren Jahresverlauf ist ein Rückfall auf 1,0250-1,03 Franken.