Nach seiner deutlichen Abschwächung in der vergangenen Woche ist der Schweizer Franken dabei sich zurückzumelden. Das Tauziehen über die weitere Richtung des EUR/CHF-Kurses findet zwischen Konjunkturoptimisten und geopolitischen Risiken zugewandten Geldwertstabilitäts-Romantikern statt.
Der Euro steigt bis auf 1,0610 Franken und damit auf den höchsten Stand seit dem 29. Oktober 2021. "Die Konjunktur in Euroland zeigt sich im Februar 2022 stabil", teilt Sentix mit. Der von dem Beratungsunternehmen erhobene Konjunkturindikator für den Euroraum steht auf "Wirtschaftsboom".
Österreich Top
Österreich ist momentan Musterschüler: Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft steht hier am höchsten, die Konjunkturdynamik ist somit am stärksten. Es folgen die Niederlande, Deutschland und Irland. In Italien, Frankreich und Griechenland verlangsamte sich hingegen das Wachstum.
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Zusammen mit zwei Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) wären die wachstumsstarken Euro-Nordstaaten in der Lage den Euro auf 1,10 Franken hochzubringen. Doch eine solche Straffung der Geldpolitik wäre zu harsch, lässt EZB-Chefin Lagarde vor dem Europaparlament durchblicken.
Sie rudert damit wie erwartet zurück. Letzte Woche stand sie Leitzinserhöhungen noch offener gegenüber. Das ist allerdings schon wieder Schnee von gestern. Das Zaudern, die radikal anmutende Geldpolitik (die EZB pumpt trotz 5% Inflation immer noch massiv Liquidität in die Märkte) zu beenden, könnte daher dem Euro erneut zum Verhängnis werden.
Wegen der wachsende Inflationsdifferenz zur Schweiz habe der Euro Gegenwind, sagt Raiffeisen Schweiz. Hinzu komme die hohe Staatsverschuldung einiger Euroländer sowie der sich zuspitzende Ukraine-Konflikt. Raiffeisen Schweiz rechnet für Mai mit einem Wiedersehen von 1,03. Auf das 7-Jahrestief sank der Euro am 24.01.2022.
Damit stellen sich zwei Fragen:
- Setzen sich die Konjunkturoptimisten durch und bringen den EUR/CHF-Kurs nach 1,06 auch auf 1,07?
- Oder gewinnen die Anhänger der Geldwertstabilität die Oberhand und drücken die Devisennotierung wieder runter?
Die Antwort liefert die Charttechnik. Der EUR/CHF-Kurs ist aus einem expandierenden Dreieck nach oben ausgebrochen. Dieser Breakout ist gerade dabei zu scheitern, womit ein Rückfall des Euro bis Ende Februar auf etwa 1,0450 Franken angezeigt ist.