Setzt der Euro seinen steilen Anstieg zum Schweizer Franken fort? Oder ist das Hoch mit 1,06 nun drin? Eines ist sicher: Bleiben die, die den Euro momentan so rigoros kaufen am Ball, ist ein Anstieg auf 1,08 Franken vorprogrammiert.
"Auslöser für den Kurssprung waren Aussagen der Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, die als Hinweis auf eine geldpolitische Wende gedeutet wurden", erläutert die schweizerische awp.
Zwischen dem 24. Januar und 4. Februar 2022 kletterte der Euro von 1,03 auf 1,06 (+2,9%). Was steckt dahinter: Die Geldmärkte rechnen plötzlich noch in diesem Jahr mit Leitzinserhöhungen von insgesamt 0,50%.
Die EZB hat sich mit ihren zu niedrigen Inflationsprognosen vergaloppiert und versucht nun die Reißlinie zu ziehen. Der Euro honoriert das. "Ob die positive Entwicklung des EUR/CHF weiter Bestand hat, muss sich aber erst weisen", gibt die Thurgauer Kantonalbank zu bedenken.
Südeuropa in der Klemme
Italien kommt ins Schwitzen: Dort hat sich der Zins, den der Staat bezahlen muss, um sich auf zehn Jahre Geld zu leihen, in wenigen Tagen um ein halbes Prozent erhöht. Weitere Wackelkandidaten sind Spanien, Portugal und Griechenland.
Von der Schuldenproblematik wird der Euro allerdings erst eingeholt, wenn sich die Konjunktur abkühlt, lässt sich argumentieren. Für die kommenden Monate stehen die Wachstumsampeln aber auf grün.
- Der Euro könnte wegen der guten Konjunktur um weitere 3% steigen, sich dafür aber wesentlich mehr Zeit nehmen. An Ostern 2022 gäbe es dann für 1 Euro 1,08 Franken.
- Scheitert der Ausbruch aus dem expandierenden Dreieck, nähme der EUR/CHF-Kurs mit einer Seitwärtsbewegung zwischen 1,04-1,06 Vorlieb.
Die von den Märkten nun eingepreisten zwei Leitzinserhöhungen für 2022 dürften vielen im EZB-Rat ein Dorn im Auge sein. Bekommt dieser Ausblick Risse, wäre der Euro im Nu wieder bei 1,04.