Für Franken-Fremdwährungskreditnehmer kam es zum Wiedersehen mit etwas, das sie eigentlich abgehakt hatten: 1 Euro = 1 Schweizer Franken. Gelingt dem Euro zum zweiten Mal ein Anstieg von der Parität auf 1,20 Franken?
Wer in den 00er-Jahren einen Kredit in Höhe von 225.000 Franken zu einem damaligen Eurokurs von 1,50 CHF aufnahm, kann sich das Umrechnen sparen. Aus der Kreditschuld werden 225.000 Euro: Wechselkursverlust: 75.000 Euro.
Inzwischen hat sich der Euro vom Gleichstand wieder etwas entfernt. Er notiert bei 1,02 Franken. Als der Währungskurs Anfang 2015 nach Aufhebung der Stützgrenze zum ersten Mal auf die Parität fiel, folgte eine rasche Erholung.
Der am Schwarzen Donnerstag ausgetrocknete Devisenmarkt, auf dem sich wegen der plötzlichen Mindestkurs-Aufhebung kein Marktteilnehmer traute EUR/CHF-Kurse zu stellen, war am nächsten Tag bereits wieder flüssig.
Der Euro kletterte eine Woche nach seinem Absturz auf 1,04 Franken. Im September 2015 wurde die Marke von 1,10 geknackt. Bis April 2018 kam es sogar zu einem Anstieg auf 1,20.
Kann man dem Euro ein zweites Wiedererstarken dieser Art zutrauen?
Der schreckliche Krieg in der Ukraine wird irgendwann aufhören. Das Pulver ist dann verschossen. Es herrscht wieder relative Normalität, lässt sich argumentieren. Laut der UBS wird der Euro bis Ende Juni 2022 auf 1,07 Franken steigen.
Dass der Euro in den nächsten zwei Jahren auf 1,20 Franken klettert, so wie nach dem letzten Absturz auf die Parität, ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Das erlaubt die hohe Geldentwertung in den Euroländern von 6% nicht.
Auch die Stimmung hat inzwischen gedreht: Vor vier Jahren war Grundtenor: Die radikal anmutende Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) mit ihren umfangreichen Staatspapierkäufen bringt ausschließlich Vorteile.
Zum Thema: Die Schweiz hat sich am Euro verspekuliert
Inzwischen sehen sich die Skeptiker bestätigt: Die EZB druckt Geld aus dem Nichts und verleiht es an die Staaten. Das ist wie Wasser, das auf einem Flachdach steht: Irgendwann sickert es schließlich ein und es wird ungemütlich.