Das Beste für den Schweizer Franken kommt noch
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Das Beste für den Schweizer Franken kommt noch

Die Kursgewinne des Schweizer Franken sind die größten seit sieben Jahren. Die Käufer des Frankens sind klar in der Oberhand. Die Zukunft des Euro besteht darin eine Weichwährung zu sein. Entsprechend hoch sind die Chancen, dass der EUR/CHF-Kurs künftig dauerhaft eine Null als Vorkommastelle trägt.

Plötzlich ist ein Austauschverhältnis 1 Euro = 1 Franken (Parität) da. In den ersten Tagen nach dem Ausbruch des größten Kriegs in Europa seit 1945 hatte sich der Eurokurs bei 1,04 Franken noch recht gut behauptet. Dann kam es jedoch zu einem Absturz, der in der Kurshistorie seinesgleichen sucht.

"Es herrscht an den Märkten eine stark negative Risikostimmung", kommentiert die Direktorin der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Andréa Maechler, in der Zeitung Schweiz am Sonntag. "In solchen Phasen rückt der Franken als sicherer Hafen in den Fokus."

Der Euro hat sich seit Anfang Februar 2022 um 5,7% zum Franken abgeschwächt. Der Verlust fällt größer aus als die rapide Talfahrt im April/Mai 2018. Damals purzelte der Währungskurs von 1,2010 auf 1,1370 (-5,3%). Nur der von der Mindestkurs-Aufhebung verursachte Absturz Anfang 2015 war noch einschneidender.

Wechselkurs Diagramm Absturz Euro-Franken-Kurs 2022

Die SNB stehe bereit am Devisenmarkt zu intervenieren, um dem rapide ansteigenden Franken entgegenzuwirken, erklärt Maechler. Bisher haben die Währungshüter wohl nicht eingegriffen, und wenn, dann nur in homöopathischen Dosen. Die Umsetzung der Sanktionen und viele weitere offene Fragen bereiteten der SNB Kopfschmerzen, räumt die SNB-Direktorin ein.

Tatsächlich interveniert die SNB bereits seit 2009 am Devisenmarkt. Hauptsächlich geht es dabei um Euro-Stützungskäufe. Damit konnte die Talfahrt des Euro zum Franken zwar nicht verhindert werden. Das war aber auch nie das Ziel. Der Wertverlust des Euro sollte verlangsamt werden und so verhindert, dass die Schweizer Exportunternehmen aus den Angeln gehoben werden.

Das ist sehr gut gelungen. Die Schweiz verankerte ihr jährliches Wirtschaftswachstum trotz des immer stärker werdenden Franken im Schnitt bei etwa 2%. Tatsächlich befindet sich die SNB aktuell sogar in einer recht komfortablen Situation, wie folgende Aussage von Direktorin Maechler zeigt:

"Wir haben in der Schweiz eine deutlich tiefere Inflation als in anderen Währungsräumen, und diese Differenz führt dazu, dass die Wirtschaft auch mit dem stärkeren nominalen Frankenkurs* leben kann."

2010-2020 war die Inflation in der Schweiz im Schnitt lediglich 1-1,5% tiefer als im Euroraum. Inzwischen hat sich diese Differenz auf über 3% ausgeweitet. Es gilt folgende Faustformel: Je höher die Inflationsdifferenz, umso geringer die Bereitschaft der SNB den Euro mit Stützungskäufen unter die Arme zu greifen.

Fazit und Ausblick

Die SNB dürfte den Euro-Franken-Kurs im so genannten Free Float (ohne Interventionen) in den kommenden Wochen zwischen 0,97 und 1,03 einpendeln lassen. Euro-Stützungskäufe wären nur im extremen Fall eines Euro-Absturzes auf 0,95 Franken angezeigt.

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*nominale Frankenkurs: Das ist der normale, täglich schwankende Wechselkurs, wie er beispielsweise hier dargestellt ist.