Der Schweizer Franken unternimmt einen zweiten Versuch mit der Brechstange die Parität zum Euro herzustellen. Der EUR/CHF-Kurs sinkt auf 1,0270 (7-Jahrestief). Auf Sicht von sechs Monaten könnte der Franken auf 1,01 per 1 Euro aufwerten, sagt die Deutsche Bank.
Als Russland die Ukraine überfallen hat, sank der Euro auf 1,0280 Franken. Es folgte eine Gegenbewegung auf 1,0450. Mit dem Swift-Rauswurf und der in Alarmbereitschaft versetzten russischen Atomstreitkräfte tauchte der EUR/CHF-Kurs dann erneut ab.
"Die Entwicklung der Ukraine-Krise ist für den weiteren Kursverlauf wichtig", sagt die Thurgauer Kantonalbank. Laut einer Umfrage des Finanzdienstes Bloomberg rechnen die Großbanken bis August 2022 mit einem Eurokurs bei 1,07 Franken. Allerdings wurde diese Umfrage zwei Tage vor Kriegsausbruch erhoben.
Seit dem 24. Februar 2022, dem Tag, an dem Russland den größten europäischen Krieg seit 1945 vom Zaun brach, ist auch am Devisenmarkt alles anders. Die Währungskurse sind immer noch weit davon entfernt sich an die neue Situation anzupassen. Dafür ist die Entwicklung zu dynamisch.
Die Nato verlegt immer mehr Truppen an ihre Ostflanke. Neu ist, dass zu diesen Truppenbewegung eine Nachrichtensperre verhängt wurde. Man sagt nicht mehr, was und wie viel Militär in die Nähe der ukrainischen Grenze gebracht wird.
Möglicherweise führt der Krieg in Europa auch zu einem Umdenken bei den Vertretern der Schweizerische Nationalbank (SNB). Sie hatten den Euro-Franken-Kurs wegen der hohen Inflation in den Euroländern zwischen September 2021 und Januar 2022 von 1,09 auf 1,03 runtergelassen.
Angesichts der neuen Sicherheitslage ist der Euro womöglich auch bei 1,03 Franken zu hoch bewertet. Die Eurozone ist der Währungsraum, der den größten Risiken ausgesetzt ist. Die Schweiz ist inmitten von Nato-Gebiet. Auch Großbritannien ist im Vergleich zu den baltischen Euroländern und Finnland sehr gut geschützt.