Der starke Schweizer Franken spricht gegen das Aussitzen eines Fremdwährungskredits. Die Geldentwertung auch. Jedes Kind weiß: Schuldner profitieren von einer hohen Inflation. Also muss man dorthin, wo die Inflation am galoppieren ist: In den Euro.
Der Euro sank im 1. Quartal 2022 von 1,04 auf 1,02. Die Abschwächung von 2% ist vor dem Hintergrund, dass Europa von dem größten Krieg seit 1945 eingeholt wurde, nicht sehr hoch. Doch was, wenn da noch etwas nachkommt?
Eine noch schlechter werdende Geldwertstabilität in den Euroländern ist als Zweitrundeneffekt bereits da. Sehr hohe Öl- und Gaspreise ziehen den Verbrauchern das Geld aus der Tasche. Dieses Geld war eigentlich für den Konsum bestimmt.
Wie hoch der wirtschaftliche Schaden ausfallen wird, lässt sich nicht genau sagen. Entscheidend ist: Die Eurozone steht zu Russland in einer hohen Abhängigkeit. Die Schweiz ist nicht so sehr auf russisches Gas, Öl und Metalle angewiesen.
Zinsvorteil geschönt
Der Zinsvorteil zwischen Schweizer Franken und Euro liegt aktuell bei 0,3%. So notiert der 3-Monats-Euribor bei -0,46%, der CHF 3-Monats-Libor ist bei -0,75%. Auf den ersten Blick macht eine Umschuldung Sinn.
Wer von einem Franken-Kredit in einen Euro-Kredit konvertiert, für den sind jedoch diese lediglich um drei Zehntel höhere Zinsen unerreichbar. Denn die Bank will und muss an dem neuem Euro-Kredit auch etwas verdienen.
An einem Franken-Altvertrag verdient die Banken nichts, weil sie es einst versäumt hatte in die Verträge reinzuschreiben auch bei negativen Zinsen ihre Marge zu kassieren. Das bestärkt jene Kreditnehmer, die ihr CHF-Darlehen aussitzen.
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Die mangelnde Unterstützung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist ein Argument für Umschuldungs-Befürworter. Für die Schweiz sind inzwischen die Nachteile von Euro-Stützungskäufen größer als die Vorteile.
Ein Frankenkurs von 1,02, 1,00 oder 0,98 per 1 Euro schützt die Schweizer Konsumenten sehr viel besser vor einer hohen Inflation als einer bei 1,05 oder 1,10. Überdies sank der Appetit der SNB auf Euros in den letzten fünf Jahren deutlich.
Die Exporteure profitieren von den rasant steigenden Preisen im Euroraum. Dank einer Inflation von 7% in Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner der Schweiz, steigen auch die Verkaufspreise für Güter und Dienstleistungen Made in Suisse.
Fazit und Ausblick
Wer über ein Jahr Restlaufzeit bei seinem Franken-Kredit hat, sollte eine Umschuldung in einen Euro-Kredit ins Auge fassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Euro-Franken-Kurs spätestens ab Mitte 2023 unter der Parität einnistet, liegt bei mindestens 60%. Ursache: Die nächste, mehrjährige Franken-Stärkephase ist in vollem Gang.
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Ferner sollte man folgende Überlegung anstellen: Eine hohe Inflation ist gut für Schuldner. In Deutschland und Österreich gibt es diese hohe Inflation. Sie ist ein Argument, die Zinsmarge der Bank in Kauf zu nehmen. Überdies sind die Zinsen noch vergleichsweise niedrig.
"Sie können sich Euro-Fixzinsen bis zu 20 Jahre und länger mit nach wie vor attraktiven Zinssätzen sichern. Bereits in einem Jahr könnte dieses Zeitfenster geschlossen sein", sagt der Kreditvermittler Infina.
Wessen Franken-Kredit in weniger als zwölf Monaten fällig wird, kann auf einen höheren EUR/CHF-Kurs spekulieren. Denn der Euro ist natürlich schon in der Lage auch einmal zwei oder drei Monate am Stück gegenüber dem Franken aufzuwerten.
Sollte sich der Devisenmarkt den aufgrund der massiven Verschuldungs- und Defizitpolitk der Biden-Regierung heillos überbewerteten US-Dollar vorknöpfen, würde das dem Euro einen Schub geben. Es handelt sich aber um eine riskante Wette.