Der Euro fährt gegenüber dem Schweizer Franken den höchsten Wochengewinn seit dem Taucher unter die Parität ein. Es ist noch mehr Platz nach oben vorhanden. Für den Euro kommt ein positiver Aspekt in Gestalt der Inflationsnotbremse zum tragen.
Eine mögliche Zinserhöhung bereits im Juli seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) stütze den Euro, erläutert die Thurgauer Kantonalbank. Der legt um 1,5% zu und steht damit bei 1,0330 Franken.
Damit sich die von der Erste Group getroffenen Schweizer Franken Prognose bewahrheitet, müsste der Euro noch einmal zweieinhalb Prozent draufsetzen. Österreichs größtes Geldhaus rechnet bis Juni 2022 mit einem Anstieg auf 1,06 Franken.
Das wäre ein Monat vor einer mutmaßlichen Leitzinserhöhung. Das eiserne Festhalten der EZB an ihrem Einlagenzins von -0,50% gerät gerade ins Wanken. Das Vorgehen der Bank von Japan ist mahnendes Beispiel.
Weil die japanische Notenbank an ihrer radikalen Geldpolitik festhält, schwächte sich der Yen zum Dollar seit Anfang März 2022 um 13% ab. Das ist selbst den Notenbankern aus dem Land der aufgehenden Sonne, die ein Faible für einen weichen Yen haben, zu viel.
Inflationsnotbremse
Der Euro hat sich zum US-Dollar im gleichen Zeitraum "nur" 3% abgeschwächt. Anders als in Japan, wo die Inflation wie in der Schweiz tief und unter Kontrolle ist, hat der Euroraum eine Richtung 10% galoppierende Inflation.
Würde der Euro zum Dollar ebenfalls 13% abwerten, wäre das Inflationsproblem noch gravierender. Die Preisanstiege bei importierten Waren gingen dann wirklich durch die Decke.
EZB-Chefin Lagarde nebst ihren südeuropäischen Kollegen hören nicht hin, wenn die Notenbankvertreter Deutschlands, Österreichs und der Niederlande vor Inflationsgefahren warnen.
Aber können sie auch den wichtigsten Notenbanker der Welt einfach so ignorieren? US-Notenbankchef Jerome Powell sagte gerade einen bemerkenswerten Satz:
"Volkswirtschaften funktionieren nicht ohne Preisstabilität."
Es ist völlig unbestritten, dass es im Euroraum diese Preisstabilität nicht gibt. Die Inflationsrate lag zuletzt bei 7,5%. Tendenz weiter steigend. Die Erzeugerpreise, ein wichtiger Vorbote der Verbraucherinflation, steigen um sage und schreibe 30%.
Sollten sich die Anzeichen eines EZB-Sinneswandels verdichten, dürfte der Euro-Franken-Kurs weiter steigen. Die Gefahr besteht darin, dass die Währungshüter aus Frankfurt bereits zu spät dran sind. Das Zeitfenster für Zinserhöhungen schließt sich.
Das konjunkturelle Schießpulver ist weitestgehend verballert. Was lässt sich aus der bereits mit extremen Aufputschmitteln vorübergehend flottgemachten Eurozonen-Wirtschaft noch rausholen? Antwort: Nicht viel.
Schweiz: Strukturell überlegen
Die massiven Covid-Ausgabeprogramme zusammen mit den 5 Billionen Euro EZB-Staatsanleihenkäufen und den gerade gestarteten Inflations-Ausgabenprogrammen sind eigentlich nicht mehr zu überbieten. Das damit erzielte Wirtschaftswachstum ist mau. Die Schulden sind hingegen gewaltig.
Was noch schlimmer wiegt: Der Aufschwung in den Euroländern ist rein konjunktureller und zyklischer Natur. Die strukturellen Wachstumsschwächen Italiens und Co. sind nach wie vor vorhanden.
Im Gegensatz dazu hat die Schweiz ihre strukturellen Hausaufgaben erledigt. Sie wird dafür auch in den kommenden Jahren mit einem starken Franken belohnt werden.
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