Bis Mitte 2022 erwartet die Bank J. Safra Sarasin ein Rückgang des Euro gegenüber dem Schweizer Franken auf 1 zu 1 (Parität). Das steht im starken Kontrast zum EUR/CHF-Ausblick von Österreichs Erste Group. Sie visiert 1,06-1,07 für das 3. Quartal 2022 an. Raiffeisen Schweiz ist mit 1,04 in der goldenen Mitte.
Die Frankreich-Wahl hat sich als Pflichtaufgabe für den Euro herausgestellt. Eine Erleichterung über die Bestätigung von Amtsinhaber Macron blieb aus. Die Euro-Gegnerin Le Pen kann es in fünf Jahren noch einmal probieren. Bleibt abzuwarten, ob es den Euro in seiner heutigen Form dann noch gibt.
Den Devisenexperten der Erste Group springt die Bank-Austria-Mutter Unicredit zur Seite. Auch sie ist der Meinung, dass der Euro von einer Parität zum CHF verschont bleiben wird. Unicredit sieht den Euro Mitte 2022 bei 1,01 Franken. 2023 soll es dann mit 1,08 deutlich mehr werden.
Dass ist selbst der Commerzbank, die den Euro-Franken-Kurs in den letzten Jahren oft zu hoch prognostiziert hat, zu viel. Das deutsche Geldhaus rechnet im zweiten Halbjahr 2022 mit einem Anstieg auf 1,06 Franken, ehe sich die Euro-Franken-Rate im 1. Halbjahr 2023 bei 1,05 einpendeln werde.
Niedrige Kursschwankungen passen jedoch nicht ins Bigger Picture. Die Notenbanker müssen an der Zinsschraube drehen, um nicht als vollkommene Taugenichtse bei der Inflationsbekämpfung und loyale Handlager hochverschuldeter Regierungen dazustehen.
Das sorgt an den Finanzmärkten für Unruhe. Viele Analysten und Devisenexperten haben einen Zinserhöhungzyklus noch nie erlebt. Nur die etwas älteren Semester mit zwanzig Jahren Berufserfahrung oder mehr können sich noch daran erinnern, wie es ist, wenn substanzielle Leitzinserhöhungen (Zinsschritte: 0,50%) stattfinden.
Vor diesem Hintergrund ist der von Raiffeisen Schweiz getroffene EUR/CHF-Ausblick zu bevorzugen. Sie rechnet für Jahresmitte 2022 mit einem Wechselkurs von 1,04 und für das Frühjahr 2023 von 1,01. Der Euro habe wegen der zunehmenden Inflationsdifferenz zwischen der Eurozone und der Schweiz Gegenwind, begründet die Bank.
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