Der Eurokurs übertrifft mit einem Wochenschluss von über 1,04 Franken alle Erwartungen. Die hohe Nervosität an den Finanzmärkten hat ihn bisher nicht vergiftet und nach unten gedrückt. Kommt das noch? Oder ist dieses Mal alles anders?
Aktuell ist der EUR/CHF-Kurs zuvorderst mit sich selbst beschäftigt. Seine derzeitige Situation ist vergleichbar mit der vor sieben Jahren. Damals war er dabei die plötzliche Mindestkurs-Aufhebung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu verdauen.
Auch Anfang 2022 ging es zunächst steil bergab. Der Euro purzelte nach zwei Wochen Ukraine-Krieg auf 0,9970 Franken. Seitdem läuft eine Erholung. Sie weist Parallelen zur Erholung vor sieben Jahren auf auf. Der Euro war nach dem SNB-Paukenschlag von 0,98 auf 1,10 Franken bis August 2015 gestiegen.
Nur auf den ersten Blick
Dass es sich beim Absturz auf 0,9970 um einen Exzess gehandelt hat, ist nur bedingt richtig. So brach der EUR/CHF-Kurs aus einem Abwärtskanal, der im September 2021 infolge der ausufernden Euro-Inflation gebildet wurde, nach unten aus. Dem Unterschiessen folgt oft ein Überschiessen. So war es auch beim EUR/CHF. Mit seinem aktuellen Wochenschluss von 1,0425 hat er den Awärtskanal überschossen.
Das stellte sich als Trugschluss heraus. Je mehr sich die Erkenntnis durchsetzte, dass es ein solches Perpetuum Mobile nicht gibt, um so tiefer sank der EUR/CHF-Kurs. Der dadurch ins Leben gerufene Abwärtskanal wurde mit dem Absturz des Euro im März 2022 auf 0,9970 Franken nicht unterschossen. Deswegen ist das aktuelle Erholungspotenzial des Euro auf 1,07 Franken begrenzt.
Das in der charttechnischen Analyse zum Ausdruck kommende kurzfristige Aufwärtspotenzial bei langfristig sinkenden Kursen wird von zentralen Fundamentaldaten bestätigt. Sie sei immer noch da, die bei den Verbrauchern während den Covid-Jahren aufgestaute Konsumnachfrage, sagt der Chef der Firma Bosch, Stefan Hartung, im Gespräch mit CNBC.
Dem stehen Ukraine-Krieg, die Abkehr von der radikal anmutenden Geldpolitik und massive Covid-Lockdowns in China gegenüber. Er sei sich sicher, dass hier eine Rezession am entstehen ist, so Hartung. Noch gebe es jedoch die Möglichkeit, dass das verhindert werden könne, suggeriert der Bosch-Chef.
Perpetuum Mobile: Schuldenmachen 🚫
Gelingt es nicht eine Rezession mit einer neuen Tranche massiver Ausgabenprogramme hinauszuzögern, würde sich der Eurokurs dauerhaft unter 1,00 Franken wiederfinden. Eine Eurozonen-Wirtschaft mit einer Inflation von 5-7% bei einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung kann die Schweiz locker überbieten.
Momentan sind die, für die das Glas halbvoll ist, in der Mehrheit. Das zeigt der Anstieg des Euro über 1,04 Franken. Sie setzen darauf, dass
- sich die negativen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf das Wirtschaftsleben in Europa verflüchtigen.
- der für die Euroländer (vor allem für Deutschland) wichtige Handelspartner China bald wieder auf die Beine kommt.
- die EZB es nicht wagen wird mit einer restriktiven Geldpolitik die Konjunktur abwürgen.
Was die EZB angeht, dürften die Optimisten richtig liegen. Allerdings besteht die Gefahr, dass die US-Notenbank (Fed) Amerikas Wirtschaft mit einer restriktiven Geldpolitik stark runterkühlt. Dann käme vom Atlantik und der eurasischen Platte starker Konjunkturgegenwind für Europa.
Überdies steht das Modell mit extrem hohen Staatsausgaben kleine Konjunkturfeuer anzufachen vor dem Aus. Das möchten die meisten bisher nicht wahrhaben. Es sind die gleichen Leute, die sich bis zuletzt weigerten anzuerkennen, dass das Perpetuum Mobile der EZB doch nicht funktioniert. Der in den kommenden Jahren weiter sinkende Euro-Franken-Kurs wird sie eines Besseren belehren.
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