Der Euro bleibt wackelig, ist aber in diesem Jahr zum Schweizer Franken nicht wirklich schwach. Für 1 Euro gibt es aktuell 1,02-1,03 Franken. Anfang 2022 waren es 1,04. Das werde sich bald ändern, als sich der zum US-Dollar wachsweich gewordene Euro auch zum Franken merklich abschwächen wird, sagen Pessimisten aus Deutschland. In Österreich steht man einem stärkeren Euro aufgeschlossener gegenüber.
Die Deutsche Bank sieht den Euro-Franken-Kurs bis August auf 1,02 und bis November 2022 auf 1,01 sinken. "Der CHF wird angesichts der globalen makroökonomischen Unsicherheiten weiterhin seinem Ruf als Krisenwährung gerecht", begründet Deutschlands größtes Geldhaus.
Wer erreicht 1 zu 1?
Sinkt der Euro-Franken-Kurs nach seinem ersten Rücksetzer in Reaktion auf den Ausbruch des Ukraine-Kriegs ein zweites Mal auf die Parität? Oder ist jetzt der Euro-Dollar-Kurs dran? Der notiert nach herben Verlusten in den letzten Wochen bereits bei 1,05.
Die Inflation in Euro-Gebiet sei außer Kontrolle, sagt der deutsche Star-Ökonom Hans-Werner Sinn bei einer Vorlesung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Schuld daran sei die Europäische Zentralbank (EZB). Sie weigere sich das Inflationsfeuer mit Leitzinserhöhungen auszutreten. Der Euro werde dadurch immer weicher.
Der Euro werde im zweiten Halbjahr gegenüber dem Schweizer Franken aufwerten, sagt die Oberbank. Sie rechnet mit Euro-Franken-Kursen zwischen 1,06 und 1,08. Auch Erste Group und Bank Austria sind der Meinung, dass der Euro mit seinem Absturz im März 2022 auf 0,9970 Franken das Schlimmster überstanden hat. Die beiden Banken sehen den Wechselkurs bei 1,08 bzw. 1,04.
Das wirft die Frage auf: Sind die Deutschen beim Thema Inflation möglicherweise hysterisch und übers Ziel hinausgeschossen? In Frankreich liegt die Inflation lediglich bei knapp 4%. Der Inflationsunterschied zur Schweiz beträgt damit lediglich anderthalb Prozent.
Ein deutlicher Inflationsrückgang im Euroraum wäre nur bei einer Rezession möglich, entgegnen die Skeptiker. Dies würde einer EZB-Leitzinserhöhung den Gar ausmachen. Würde die EZB obendrein ihre Käufe von Staatsapapieren wieder ausweiten, wäre auch die EUR/CHF-Prognose der Deutschen Bank bei 1,01 zu tief.
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