Die überraschende Zinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hängt wie ein Damoklesschwert über dem Euro. Kann es verhindert werden, dass dieses Schwert fällt? Die Experten der Schweizer Banken sind da skeptisch. Auf der Wunschliste der SNB steht ein stärkerer Franken ganz oben.
"Die SNB erhöhte ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf -0,25%, was noch mehr ist, als wir gewagt hatten vorherzusagen", kommentiert die Bank J. Safra Sarasin. Der Euro bleibe der globalen Konjunktur und wegen einem wirtschaftlich schwächeren China anfällig.
Deutschland, das wegen seiner Exportstärke eine Leuchtturmfunktion für die globale Wirtschaft einnimmt, ist angeschlagen. Der einflussreiche Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat gerade seine Wachstumsprognose für Europas größte Volkswirtschaft von 3,5% auf 1,5% gekürzt.
"Ohne sprudelnde deutsche Exportüberschüsse wird es der Euro noch einmal ein ganzes Stück schwerer haben sich über dem Gleichstand zum Schweizer Franken zu halten."
Von einem Paukenschlag der SNB spricht Raiffeisen Schweiz. "Die Währungshüter um Präsident Thomas Jordan priorisieren damit die Preisstabilität nun klar über der Schwächung des Schweizer Frankens."
In die gleiche Kerbe schlägt die Bank Swissquote. Sie sagt: Das Ziel der SNB-Maßnahmen bestehe, die Inflation durch eine stärkere Währung zu zähmen. Der Schweizer Franken werde daher mittelfristig wahrscheinlich aufwerten. Die SNB habe das Interesse verloren, der Frankenstärke Einhalt zu gebieten.
Der heutige Euro
Wer die Gemeinschaftswährung nicht abschreiben will, verweist auf die jüngste Kursentwicklung. Der Euro ist aktuell bei 1,02 Franken, nachdem er im Zuge des SNB-Paukenschlags auf 1,01 abstürzte. Dies ist aus der Sicht der Euro-Befürworter ein Indiz dafür, dass EUR/CHF-Kurs die Zinserhöhung verdaut habe.
Die Stabilisierung des Euro findet statt, währenddessen Italiens-Staatspapierzins ein halbes Prozentpunkt auf 3,7% sinkt. Das Pendel dürfte aber schon bald wieder zu Ungunsten des Euro ausschlagen. Die Eurozone erfüllt die Bedingungen eines Weichwährungsraums.
- Zuvorderst ist der laxe Umgang mit einer auf 8% hochgeschossenen Inflation.
- Hinzu kommen ausufernde Schulden, die wegen immer neuen Ausgabenprogrammen ununterbrochen steigen.
- Die Schulden werden von der Europäischen Zentralbank (EZB) monetesiert, was eine immer stärkere Verwässerung des Euro nach sich zieht.
Die Euroländer dürfen also ihre Schulden bei der EZB monetesieren. Diese Vorgehensweise kannte man bis vor Kurzem nur aus Ländern wie Simbabwe und Venezuela. Für die Schweiz wäre das aufgrund den damit einhergehenden Inflationsgefahren ein absolutes No-Go.