Wer sich ein stärkeres Auftreten des Euro gegenüber dem Schweizer Franken wünscht, blickt skeptisch auf die aktuelle Kursentwicklung. Denn die nähert sich der Marke 1,02. Auch 1,01, 1,00 oder 0,99 sind denkbar. Die Schweiz geht dazu über die Frankenstärke zur Bekämpfung der Inflation einzusetzen.
"EUR/CHF verliert und notiert unter 1,03", berichtet die St.Galler Kantonalbank vom Devisenmarkt. "Die Konstellation mit hoher Inflation, dem Krieg und den anstehenden Zinserhöhungen belasten die europäische Währung derzeit", erläutert die Thurgauer Kantonalbank.
Die den EUR/CHF-Kurs drückende Inflationsdifferenz hat sich weiter ausgeweitet. Im Euroraum kletterten die Verbraucherpreise im Mai mit einer jährlichen Rate von 8,1%. In der Schweiz war die Teuerung bei 2,9%. Die Differenz steigt auf 5,2%. Im April war sie 4,9%.
"Die Schweizerische Nationalbank treibt Firmen und Konsumenten in eine Inflation hinein, wenn sie nicht rasch den Franken steigen lässt", heißt es in einem Gastkommentar in der Neuen Zürcher Zeitung. Die Schweizer Wirtschaft laufe Gefahr die rekordhohen Inflationsraten aus dem Euroraum und Dollarraum zu importieren.
Im Vergleich zum Tiger Schweizerische Nationalbank (SNB) wird die Europäische Zentralbank (EZB) als Bettvorleger wahrgenommen. Der französischen EZB-Chefin Lagarde nimmt man es nicht ab, die Leitzinsen spürbar raufzusetzen. SNB-Chef Jordan ist hingegen jemand, der lieber heute als morgen die Sätze anheben würde.
Bisher traute sich Jordan nicht, als er auf die EZB warten müsste. Tatsächlich ist die Schweizer Wirtschaft inzwischen so stark, dass Jordan zur Tat schreiten kann. Der Franken würde dann erneut zulegen. Doch diese Frankenstärke ist erwünscht, als man mir ihr die Inflation in der Schweiz auf 2% runterbekäme.