Das Euro-Abendland ist in Gefahr
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Das Euro-Abendland ist in Gefahr

Unter der Oberfläche des Euro-Franken-Kurses brodelt es gewaltig, nachdem die Schweiz Kurs auf eine weitere Zinserhöhung nimmt. Überraschend schwache Wachstumszahlen aus der Eurozone untermauern die Frankenstärke. Die Eurozone steuert auf eine Währungsreform zu.

"Wir haben eine neue Inflationsprognose veröffentlicht. Wenn man sie richtig interpretiert, sieht man, dass wahrscheinlich eine weitere Straffung notwendig ist", sagt Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB).

Weiter kann sich ein Notenbanker nicht aus dem Fenster lehnen, um die nächste Leitzinserhöhung anzukündigen. Die SNB hält vier geldpolitische Sitzungen im Jahr mit Zinsentscheid ab. Im September ist die nächste. Dann dürfte zum Leidwesen von Franken-Fremdwährungskreditnehmern der Leitzins ein weiters Mal ein halbes Prozent angehoben werden.

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Die größte Bank der Schweiz hat die Zeichen der Zeit nach dem SNB-Paukenschlag erkannt und ihren EUR/CHF-Ausblick scharf nach unten korrigiert. So rechnet die UBS auf Jahressicht mit 1 Euro = 0,97 Franken. Letzten Monat hatte sie noch eine Wechselkursprognose von 1,08 getroffen.

Deutschlands größte Bank hatte bereits im Herbst 2021 auf den Schweizer Franken umgesattelt. Der Euro-Franken-Kurs dürfte sich auf Sicht von sechs Monaten Richtung Parität bewegen, meint die Deutsche Bank.

Österreichs Brachenprimus hat inzwischen auch die hohen EUR/CHF-Prognosen beerdigt. "Wir prognostizieren den Franken zum Euro bis auf weiteres auf einem stabilen Wechselkurs-Niveau von 1,02", sagt die Erste Group. Aber auch mit 1,02 anstatt 1,08 dürfte die Erste das Schwarze verfehlen, wenn auch nicht so weit wie bei vergangenen Ausblicken.

EUR/CHF-Kurs Diagramm Abwärts Richtung Parität

Das Wachstum der Wirtschaft in der Eurozone hat sich im Juni überraschend und empfindlich abgekühlt, teilt S&P Global mit. Die Einkaufsmanagerindizes (PMI) für Industrie und Dienstleister purzelten gleich um mehrere Punkte und stehen nun bei 52-53 Zählern. Das Polster zur Wachstumsschwelle, die ab 50 Punkten beginnt, ist fast aufgebraucht.

Kostenschock

Von einem "Schock der steigenden Lebenshaltungskosten" spricht S&P Global-Ökonom Chris Williamson. Auch die Stimmung in den Unternehmen, die unter einem Anstieg der Erzeuger- und Importpreise von 20% und mehr ächzen, ist schlecht. Es ist daher von einem Rückgang der PMI unter 50 Punkte im Juli oder August und einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung auszugehen.

Es rächt sich gewaltig, dass die Verantwortlichen der Eurozone eine Grundregel der Marktwirtschaft ignorieren: "Volkswirtschaften funktionieren nicht ohne Preisstabilität", sagt auch US-Notenbankchef Jerome Powell. Im Gegensatz zu seinen Kollegen aus der Eurozone befolgt SNB-Präsident Jordan diese Regel.

Trick 17

Weil in der Schweiz die Geldwertstabilität gewährleistet ist, boxt der Franken den Euro um. Mit dem Gleichstand (1 Euro = 1 Franken) wird sich der Franken nicht zufrieden geben, auch weil der Euro dabei ist sich in eine türkische Lira des Abendlandes zu verwandeln.

Die Geschichte von Währungen zeigt, was der Eurozone als nächstes blüht: Die Politiker machen aus dem Euro einen Neuen Euro und streichen die ein oder andere Null auf den Geldscheinen. Nach einigen Jahren benennt man dann den Neuen Euro wieder in Euro zurück.

🔗 Lira 🠞 Neue Lira und dann wieder Lira, Wikipedia