Die Schweiz düpiert mit einer plötzlichen Zinswende Franken-Kreditnehmer in Österreich. Zum einen steigert der Franken seinen Wert zum Euro, so dass sich die Kreditschulden erhöhen. Zum anderen verursacht die erste Leitzinserhöhung seit einem Vierteljahrhundert Trouble beim Zinsaufschlag.
Der Abwärtstrend des Euro-Franken-Kurses, der 2007 bei 1,68 begann, hat sich erneut fortgesetzt: Aktuell gibt es für 1 Euro 1,0180 Franken. Einen Tag vor der Leitzinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) waren es 1,0480.
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Im Jahr 2007 hatte die SNB das letzte Mal ihren Leitzins erhöht. Das war für den Euro seinerzeit überhaupt kein Problem. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte in den 00er-Jahren ihren Leitzins deutlicher und stets vor der SNB raufgesetzt. Allerdings sind diese Zeiten inzwischen längst vorbei.
"Absolut haften noch € 9,4 Mrd. in fremder Währung aus", teilte die Finanzmarktaufsicht (FMA) letzte Wochen mit. "97,2% der Fremdwährungskredite entfallen auf Schweizer Franken, der Rest fast zur Gänze auf japanische Yen."
Die meisten der Franken-Kredite haben die Banken in Österreich zwischen 2002 und 2008 zu Eurokursen von 1,40 bis 1,65 Franken vergeben. Im Schnitt wurden Häuselbauer Franken-Kredite im Gegenwert von 150.000 Euro gewährt.
- 9,4 Milliarden Euro Gesamtvolumen in fremder Währung (FMA) geteilt durch 150.000 Euro = 62.667 Fremdwährungs-Kreditnehmer
- 97,2% von 62.667 = 60.912 Franken-Kreditnehmer
Knapp 61.000 Haushalte in Österreich haben also noch Franken-Kredite am laufen. In der Regel handelt es sich um endfällige Kredite mit Laufzeiten von 15 bis 20 Jahren und variabler Verzinsung.
Zinspolster
Die meisten Kreditnehmer in Österreich zahlen seit 2015 keine Zinsen. Hintergrund: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte den Leitzins in den letzten sechseinhalb Jahren bei -0,75% gehalten.
Infolge waren die für Franken-Kreditnehmer maßgeblichen Schweizer Sätze ebenfalls tief im Minus. Der Zinsaufschlag (Marge) der Bank wurde mehr als egalisiert. In der Praxis bedeutete das:
- CHF 1-Monats Libor und CHF 3-Monats Libor waren bei -0,70% bis -0,80%.
- Der Zinsaufschlags eines Franken-Kreditnehmers war bei etwa 0,40% bis 0,60%
- -0,70% Schweizer Zins plus 0,40% Zinsaufschlag = -0,30%
Aufgrund dieser kuriosen Situation hätten Franken-Kreditnehmer sogar an ihren Krediten etwas verdienen können. Österreichs Gerichte haben sich allerdings auf die Seite der Banken geschlagen und dem ein Riegel vorgeschoben.
Der CHF-Libor wurde zu Jahresbeginn durch den Saron ersetzt. "Beim Wechsel auf einen neuen Basiszinssatz darf kein Nachteil für Kreditnehmer entstehen", informiert die Arbeiterkammer.
Der Saron kletterte nach der plötzlichen Leitzinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von -0,70% auf -0,50%. Folge: Das Zinspolster von Franken-Kreditnehmern verkleinert sich.
Bei Franken-Kreditnehmern mit guter Bonität, die in einem niedrigen Zinsaufschlag zum Ausdruck kommt, war das Verhältnis fast 2 zu 1: Der für sie relevante Schweizer Zins (-0,70%) war (ohne Minuszeichen) doppelt so hoch wie der Zinsaufschlag (0,35%).
Jordan leint CHF ab
SNB-Präsident Jordan hat signalisiert, dass es mit einem einmaligen Zinsschritt nicht getan ist. Er wird auf der nächsten Notenbanksitzung im September aller Voraussicht nach eine weitere Zinserhöhung vornehmen.
Für die etwa 61.000 Franken-Kreditnehmer in Österreich ist Jordan problematisch. Der SNB-Chef erhöht nicht nur die Zinsen. Er hat auch gesagt, dass der Schweizer Franken nicht mehr hoch bewertet sei. Damit wird dem EUR/CHF-Kurs erlaubt künftig im "Freien Floating" weiter zu sinken.
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