2022 ist bislang eines der schlechteren Jahre für Fremdwährungskreditnehmer: Der Euro steht zum Schweizer Franken 7% tiefer als zu Jahresbeginn. Überdies schraubt die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinsen hoch. Damit endet die Zeit der Nullzinskredite. Welche Überlegungen gilt es nun anzustellen?
Für die knapp 61.000 privaten Haushalte in Österreich (siehe unten) mit einem Frankenkredit wäre ein 1 zu 1 beim Wechselkurs zweifelsohne besser. Der Euro ist aber bislang zu schwach dafür, und so notiert der EUR/CHF-Kurs bei 0,98.
Die Schweizer Zinsen sind hingegen am steigen. Anfang 2022 wurde der Schweizer Franken Libor per EU-Verordnung durch den Geldmarktzins Saron ersetzt. Durch den Wechsel darf Franken-Kreditnehmern kein Nachteil entstehen.
Von einem Nachteil hervorgerufen durch die Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind sie allerdings nicht gefeit. Wegen der unerwartet deutlichen SNB-Leitzinserhöhung im Juni 2022 ist der Saron am steigen.
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Die SNB ist auf Kurs ihren Leitzins im September noch einmal um 0,50% heraufzusetzen. Zum Ende des 3. Quartals würden die Banken in Österreich dann reagieren und die variablen Sätze ihrer Franken-Kreditnehmer nach oben anpassen.
"97,2% der Fremdwährungskredite entfallen auf Schweizer Franken, der Rest fast zur Gänze auf japanische Yen", informiert die Finanzmarktaufsicht (FMA). Seit Anfang 2008 hat der Schweizer Franken gegenüber dem Euro um 61,0% aufgewertet."
Wer seinen Fremdwährungskredit laufend zurückzahlt, steht vor dem Dilemma, dass der Kreditbetrag einfach nicht weniger wird. Ursache ist der immer schwächer werdende Euro.
Die Devisenexperten der Deutschen Bank rechnen mit einer Fortsetzung der Talfahrt des EUR/CHF-Kurses auf 0,95. Einer auf der Charttechnik basierende Wechselkursprognose zufolge wird es bis Herbst 2022 auf 0,94 runtergehen.
Wichtige Entwicklungen
Immer weniger Gas strömt aus Russland nach Deutschland und Österreich. Die deutsche Wirtschaft tritt bereits auf der Stelle. "Mit der BIP-Stagnation im zweiten Quartal wird eine Rezession immer wahrscheinlicher", warnt Wolfgang Niedermark vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI).
Die Schweiz ist bei weitem nicht so abhängig von russischen Gas wie Europas größte Volkswirtschaft. Dass die nächstgrößeren Volkswirtschaften Frankreich, Italien und Spanien die Kohlen für den Euro aus dem Feuer holen, ist unwahrscheinlich.
In den 00er-Jahren war das noch anders: Deutschland wurde wegen seiner schwächelnden Wirtschaft als "kranker Mann Europas" bezeichnet. Das war für den Euro seinerzeit kein Problem, als das Wachstum in Frankreich und dem Süden, durch damals nicht sichtbare Exzesse, sehr hoch war.
Nullzinskredite
Franken-Kreditnehmer sollten in den kommenden Monaten mit einem Einnisten des EUR/CHF-Kurs unter 1 zu 1 rechnen. Sollte es wider Erwarten zu einem plötzlichen Hochschießen des Euro auf 1,02 oder 1,04 Franken kommen, könnte man mit eine Sondertilgung den Kreditbetrag reduzieren.
Die siebenjährige Zeitspanne, in denen tief negative Schweizer Zinsen den Zinsaufschlag (Marge) der meisten Franken-Kredite egalisierte, neigt sich dem Ende. Der 3-Monats-Saron stieg seit Mai 2022 von -0,70% auf -0,45%. Tendenz: Aufwärtsgerichtet wegen weiteren SNB-Leitzinserhöhung. Der 3-Monats-Euribor kletterte noch stärker, und zwar von -0,40% auf 0,28%.
Knapp 61.000 Haushalte in Österreich haben einen Franken-Kredit:
- Laut der FMA haften 9,4 Milliarden Euro in fremder Währung aus. 97% entfallen auf Franken-Kredite, also 9,1 Milliarden Euro.
- Bis zum Fremdwährungskredit-Vergabestopp lag die durchschnittliche Kreditbetrag bei etwa 150.000 Euro.
- 9,1 Milliarden Euro geteilt durch 150.000 Euro = 60.667