Der Euro hat jetzt die große Chance sich aus dem Schlamassel zu befreien und dem Schweizer Franken etwas ebenbürtiger gegenüberzustehen. Vertändelt er sie, gibt es ihn zum Schleuderpreis fünf Rappen unter Parität.
Ausgangslage:
Beim EUR/CHF-Kurs spielt sich die ganze Action in einem extrem engen Abwärtskanal ab. Seit über zwei Monaten geht das jetzt schon so. Gefangen in dieser Konstellation sank der Euro von 1,02 auf 0,9550 Franken.
"Erste Prognosen sehen den Euro unter 90 Rappen fallen", meldet die Luzerner Zeitung. Tatsächlich beträgt der faire Wert des Euro, also jener, der auf der Kaufkraftparität beruht, 87 Rappen.
Zum Thema: Fairer Wechselkurs ist 1 Euro = 0,87 Schweizer Franken
Ein Durchmarsch auf 0,90 oder noch tiefer ist allerdings in den nächsten Monaten unwahrscheinlich. 0,94 ist das Maximale für den Schweizer Franken bzw. das niedrigste Kursniveau, das dem Euro erst einmal zustoßen kann.
Schlagabtausch im September
Die beiden weißen Kerzen sind ein klares Zeichen dafür, dass der Euro derzeit neue Käufer findet. Sie gehen nicht auf das Konto von Gewinnmitnahmen von Short Sellern, die irgendwo bei 0,98 oder höher auf einen starken Franken wetteten und nun Euros zurückkaufen.
Der Euro hat mit den beiden weißen Kerzen ein sogenanntes Micro Double Bottom gebildet. Diese Formation signalisiert eine Bewegung weg vom Rekordtief bei 0,9550. Es wird ein Anstieg auf 0,9705 angezeigt.
Sodann kommt es zum entscheidenden Schlagabtausch zwischen Käufern und Short Sellern.
Es wird weiterhin eine große Zahl von institutionellen Spekulanten und von Hochfrequenzhändlern betriebene Computer geben, für die ein Pullback auf 0,9705 eine gute Gelegenheit mit positiver Gewinnwahrscheinlichkeit darstellt, um den Euro erneut zu verkaufen.
Dies spricht für ein Rückfall auf ein neues Rekordtief bei etwa 0,9510. Nun könnten es die Käufer erneut versuchen. Dieses Mal hätten sie ein kräftiges Wedge Bottom, das den Euro bis Ende September auf 0,99 bringen könnte.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es mit dem Micro Double Bottom bereits in der ersten Septemberhälfte auf 0,99 geht, ist hingegen geringer. Etwa 30-40%.
Eurofreundlicher Herbstausblick
Obschon der Euro aktuell extrem angeschlagen ist, darf man ihn nicht abschreiben. Bis November/Dezember ist ein Anstieg auf 1,02, dem Anfangspunkt des Abwärtskanals, möglich.
Man sollte daher positive Entwicklungen für den Euroraum (z. B. keine Energieknappheit) oder überraschend gute Fundamentalnachrichten (z. B. Inflationsrückgang) im Spätsommer oder zu Herbstbeginn auf dem Zettel haben.