Die Menschen im Euroraum sind folgenschwer am verarmen, vergleicht man ihre Kaufkraft mit denen der Schweiz. Diese Entwicklung steht erst am Anfang. Der auf der Kaufkraftparität basierende Wechselkurs liegt vereinzelt bei 1 Euro = 0,53 Schweizer Franken.
Immer mehr Lebensmittel in Konstanz und andernorts kosten inzwischen mehr als in der Schweiz. Ursache sind massive Preissteigerungen. Die Verbraucherpreise in Deutschland klettern mit einem jährlichen Tempo von 8,5%. In Österreich sind es 9,3%. In der Schweiz liegt die Inflation mit 3,4% deutlich tiefer.
Beispiel 1:
Beim Schweizer Supermarktriesen Migros kostet 1 kg gemahlener Bohnenkaffee eines Markenanbieters 7,35 CHF. Beim deutschen Edeka liegt der Verkaufspreis einer vergleichbaren Marke bei 13,98 Euro.
Gäbe es nur das Gut Kaffee, wäre der EUR/CHF-Kurs 0,53. Anders ausgedrückt: 1 Franken wäre knapp 2 Euro. Ökonomen sprechen beim erstgenannten Wechselkurs von Mengennotierung (1 Euro = ...), beim zweitgenannten von Preisnotierung (1 Schweizer Franken = ...).
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Kaffee ist ein gutes Beispiel, als er importiert wird. Der starke Franken sorgt dafür, dass er in schweizerischen Supermarktregalen deutlich günstiger ist. Deutsche und österreichische Importeure, die in Euro-Weichwährung bezahlen, bekommen weniger Kaffee. Bei Fernsehern, Kühlschränken, Smartphones etc. ist es genauso.
Das Kaffeebeispiel zeigt, dass der Euro trotz seiner diesjährigen Talfahrt von 1,04 auf 0,96 Franken (-5,7%) immer noch überbewertet ist.
Bei Markenbutter (250 g) ist die Schweiz mit 3,70 CHF gegenüber Deutschland 3,39 Euro zwar noch teurer. Der faire Butter-Wechselkurs ist hier 1 Euro = 1,09 Franken.
Der Preisunterschied hat sich aber deutlich verkleinert, als der 🔗Butterpreis in Deutschland rasant am steigen ist. Und so dürfte auch hier bald die Parität erreicht sein.
Das wäre auf der einen Seite grotesk: Die Löhne und damit die Herstellkosten in der Schweiz sind deutlich höher. Es würde aber andererseits ins Bild passen. Denn die Eurozone ist ein Währungsraum ohne Preisstabilität.
Volkswirtschaften ohne Preisstabilität funktionieren nicht, wiederholt US-Notenbankchef Jerome Powell gebetsmühlenartig seit einen halben Jahr. Die ökonomischen Realitäten ignorierend, wollen das die Euro-Notenbanker nicht wahrhaben.
Schweizer müsste man sein
Bezieht man die Löhne mit ein, zeigt sich, wie sehr die Schweiz davonzieht. Fakt ist:
- Menschen, die im Euroraum leben und arbeiten, sind im Vergleich zu Schweizerinnen und Schweizer arme Schlucker.
- Die Kaufkraft des Euro schmilzt wie ein Eisbecher, der in der Sonne steht.
Beispiel 2:
Eine deutsche Bürokauffrau verdient 4.000 Euro. Wegen höheren Gehältern in der Schweiz bekommt eine Schweizer Bürokauffrau für dieselbe Tätigkeit 6.000 Franken.
Die Deutsche kann von ihrem Gehalt lediglich 286 Packungen Kaffee oder 1.180 Ziegel Butter kaufen. Die Schweizerin hat deutlich mehr Kaufkraft. Sie bekommt 816 Packungen Kaffee oder 1.621 Ziegel Butter.
Beim Kaffeebeispiel beträgt das kaufkraftbereinigte Einkommen der Deutschen 2.100 Franken (4.000 Euro mal EUR/CHF-Kurs von 0,53). Das ist lediglich ein Drittel der Kaufkraft, die der Schweizerin zur Verfügung steht.
Auch bei Butter, die in der Schweiz teurer ist, hinkt die Deutsche mit 4.360 Franken (4.000 Euro mal EUR/CHF-Kurs von 1,09) den 6.000 Franken der Schweizerin hinterher.
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