Gerüchte über eine EZB-Leitzinserhöhung um 0,75 schießen ins Kraut, und so steigt der EUR/CHF-Kurs auf 0,97. Bei einem Monster-Zinsschritt wäre der Gleichstand von 1 Euro = 1 Schweizer Franken wieder hergestellt. Es gibt noch einen Haken auf dem Weg zu einer höheren Euro-Kaufkraft.
Na endlich: Die Europäische Zentralbank (EZB) macht Tabula Rasa. Notenbanken müssen "jetzt energisch handeln", um die Inflation zu bekämpfen, sagt EZB-Direktorin Isabel Schnabel. Und weiter: Das gelte auch für den Fall, dass Leitzinserhöhungen zu Rezessionen führen, sagt die Deutsche.
Der Euro reagiert prompt: Er steigt in einer schnellen Bewegung von 0,9613 auf 0,9698 Franken. Das Verkaufsignal bei 0,9601 wird nicht ausgelöst. Short Seller, die auf eine Fortsetzung der Abwärtsbewegung und ein neues Rekordtief unter 0,9550 spekulierten, schauen in die Röhre.
Veto aus Italien
Auf dem Weg zu einem stärkeren Euro gibt es noch ein großes Hindernis zu überwinden: Italien. Der 10-Jahreszins auf die Staatspapiere des Landes klettert auf 3,8%. Zu Monatsbeginn lag er bei 2,9%. Steigt dieser Zins weiter, kommt ein neues, den Euro verwässerndes, EZB-Kaufprogramm italienischer Staatsanleihen.
Schnabels Kollege aus Italien fordert denn auch Vorsicht beim Zinskurs walten zu lassen. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession steige. Der hohe Inflationsdruck werde dann durch die Konjunkturschwäche gedämpft, argumentiert Fabio Panetta.
Das Problem: Im traditionellen Weichwährungsland Italien sind die Menschen an viel Inflation gewöhnt. Im Norden Europa sind sie es nicht. "Menschen beginnen, an der langfristigen Stabilität ihrer Währungen zu zweifeln", warnt Schnabel. Eine anhaltend hohe Inflation führe dazu, dass die Bewahrung der Kaufkraft auf der Strecke bleibe.
Durch die im Raum stehende Leitzinserhöhung im XXL-Format ist der EUR/CHF-Kurs bis zur EZB-Sitzung am 8. September vor einem Absturz gefeit. Für die Short Seller ist das Risiko, auf dem falschen Fuss erwischt zu werden und in eine klassische Bärenfalle zu tappen, einfachen zu groß.
Nach oben ist hingegen noch Platz. Ein Anstieg in den 0,98er-Bereich ist möglich. Sollte die EZB dann tatsächlich um 0,75% mit ihrem Leitzins hochgehen, wäre ein Hochschießen auf die Parität möglich. Der Euro wäre dann in einer grünen Zone zwischen 0,98-1,00 Franken.
Er hätte die seit Jahresbeginn angelaufene Kursverluste zum Schweizer Franken auf 4% verringert. Das wäre ein Erfolg, als die Geldentwertung in der Eurozone im laufenden Jahre bisher im Schnitt um 5% höher war als in der Schweiz.
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