Zinsjägerin: Schweizerische Nationalbank liegt auf der Lauer
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Zinsjägerin: Schweizerische Nationalbank liegt auf der Lauer

Den Euro zu stützen ist kein Pappenstiel, aber die Schweizerische Nationalbank (SNB) fürchtet sich vor nichts: Wegen ihren jahrelangen Stützungskäufen fährt sie ein Minus von knapp 100 Milliarden Franken ein. Fürchtet sich die SNB auch nicht davor ihren Leitzins deutlicher anzuheben als alle erwarten?

Es ist der größte Verlust der SNB in ihrer 116-jährigen Geschichte. Ursache ist die schwache Entwicklung an den Finanzmärkten und natürlich die Euro-Schwäche. Die SNB hatte einst hunderte Milliarden Euros gekauft, als die noch 1,20 Franken kosteten. Inzwischen sind diese Euro ein Fünftel weniger wert.

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Einen Glaubwürdigkeitsverlust trägt die SNB nicht davon. Die Stärke des Schweizer Franken ist ungebrochen. Der Eurokurs taumelt bei 0,97-0,98 auf dem tiefsten Stand seit siebeneinhalb Jahren.

Die, die sich einen schwächeren CHF wünschen, bleibt damit als letzte Hoffnung der Konflikt zwischen der Berner Regierung und der EU um das Rahmenabkommen.

Jordan fackelt nicht lange

SNB-Notenbankchef Thomas Jordan wird den Leitzins (aktuell: -0,25%) bis Jahresende auf 0,25% anheben, erwarten die Finanzmärkte. Das könnte sich als zu tief angesetzt herausstellen. Jordan hat bereits für September einen Erhöhung um mindestens 0,50% signalisiert. Möglicherweise kommt es sogar zur Monster-Leitzinserhöhung um ein Dreiviertel-Prozent.

Auf der letzten SNB-Sitzung 2022 mit Zinsentscheid im Dezember könnten dann noch einmal 0,25-0,50% hinzukommen. Der Schweizer Leitzins wäre dann bei 0,75-1% und damit recht weit über den jetzigen Erwartungen und auch über dem Satz im Euroraum.

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist schon wieder dabei auf die Bremse zu treten. Österreichs Notenbankchef, EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann, hat mit Blick auf weitere Leitzinserhöhungen Wasser in den Wein gegossen. Sein Kollege von der italienischen Notenbank, Ignazio Visco, verteidigt das Schneckentempo, obschon die Inflation im Euroraum im Juli mit 8,9% auf ein Rekordhoch kletterte. Beide treten das im Vertrag von Maastricht stehende Preisstabilitätsziel mit den Füßen.

EUR/CHF-Kursabsturz während Draghi und Lagarde

Der Euro wertet kontinuierlich zum Schweizer Franken ab, seitdem sich die EZB, unterstützt von der Politik, aufgemacht hat die Währungsunion mithilfe der Notenpresse zu retten. In der achtjährigen Amtszeit von EZB-Präsident Mario Draghi schwächte sich der Euro zum CHF um 10% ab.

Der Italiener hatte den massenhaften Ankauf von Staatsanleihen raffiniert eingefädelt und mit Nebelkerzen wie Whatever it Takes und der Bekämpfung unwirklicher Deflationsrisiken verschleiert. Seine Nachfolgerin – erst seit knapp drei Jahren im Amt – hat den Euro bereits um 12% zum Franken aufgeweicht. Am Ende der Amtszeit der Französin Christine Lagarde könnten es 25% oder noch mehr sein.

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