Der Schweizer Franken ist wie ein saftige grüne Wiese, die darauf wartet, abgegrast zu werden. Großanlegern ist das nicht verborgen geblieben, und so fällt der EUR/CHF-Kurs auf 0,95.
"Der Franken steigt zum Euro von einem Rekordhoch zum nächsten", schreibt der Schweizer Blick. Zum Monatsanfang kostete der Euro noch knapp 0,99 Rappen. Das Niveau zum Jahresanfang von 1,04 liegt mit 12% fast schon astronomisch weit weg.
Experten schreiben die eklatante Schwäche des Euro auf die hohe Inflation und die sich derzeit zusammenbrauende Rezession zusammen. Darüber hinaus gibt es mit der anstehenden Wahl in Italien einen Unsicherheitsfaktor.
Das im Gebälk knisternde Finanzsystem und die mit steigenden Zinsen massiv an Attraktivität verlierenden Aktienmärkte sind die längerfristigen Treiber der Frankenstärke.
Schwarze Null statt rotes Minus
Die Schweiz hat in diesem Umfeld einiges zu bieten. Der 10-Jahres-Zins auf eine eidgenössische Bundesobligation rentiert bei 1,1%. Zieht man davon die Inflation von 3,4% ab, ergibt sich ein Realzins von -2,4%.
Ein schlechtes Geschäft? Mitnichten. In Deutschland liegt selbiger Realzins bei -6,25%, in den USA bei -5%.
Für einen ausländischen Investor ist die Schweiz interessant, weil aus dem negativen Realzins herrührende Verluste mit einen Wechselkursgewinn des Schweizer Franken quasi erstattet werden.
Wegen der unerwartet hohen Inflation müsse die US-Notenbank die Zinsen weiterhin stark anheben, sagt Ray Dalio, Gründer von Bridgewater Associates. Infolge könnten die Aktienmärkte um knapp 20% einbrechen, schreibt Dalio auf LinkedIn.
Mark Mobius zufolge könnte der US-Leitzins auf 9% (aktuell: 3%) angehoben werden. Wenn der Zins höher als die Inflation (aktuell; 8,1%) ist, sei es möglich die "Teuerung zu töten", erklärt der Schwellenland-Experte im Gespräch mit Bloomberg.
Stoßen institutionellen Anleger sukzessiv Aktien ab, werden sie mit einem Teil der Verkaufserlöse die Schweiz aufsuchen. Überdies profitiert der Schweizer Franken vom Ausfall des Japanischen Yen als Sicherer Hafen.