Die Kursgewinne des Euro in der ersten Oktoberwoche sind die größten seit dem Frühjahr. Der Schweizer Franken wird von hochrauschende deutschen Zinsen in die Knie gezwungen. Damit steigen die Chancen für einen Euro-Franken-Kurs mit einer eins als erster Nachkommastelle. Doch diesen Schritt muss der Euro möglichst schnell machen. Eine Zauderei kann er sich nicht erlauben.
Plötzlich ist der Schweizer Franken die riskantere Währung. Hintergrund ist die Europäische Zentralbank (EZB). Nach langem Aufschub hat sie sich zu kräftigen Zinsanhebungen entschlossen. Der Zins auf 10-jährige deutsche Bundesanleihen kletterte in den letzten drei Monaten von 0,76% auf 2,30%.
1,02 ist für den EUR/CHF-Kurs in Reichweite, nachdem er die kurzfristige Abwärtstrendlinie, die bei 1,05 im Juni 2022 ihren Ursprung hat, überrannte. Was sich bisher nicht prognostizieren lässt: Stellt sich der Euro mit einem Anstieg auf 1,00 Franken zufrieden? Oder marschiert er auf 1,02 durch?
Schweizerische Bundesobligationen rentieren mit 1,44% deutlich tiefer als ihr deutschen Pendants. Nach Abzug der Inflation ist der Realzins in der Schweiz zwar höher. Institutionelle Anleger laufen aber oft mit Scheuklappen durch die Welt, als sie nur der Nominalzins interessiert.
Fokalpunkt für den EUR/CHF-Kurs ist 1,02. Hier ist der Ursprung des engen Abwärtskanals. Nach Beendigung eines solchen Abwärtskanals wird der Anfangspunkt in vier von fünf Fällen angesteuert. Den Schritt auf 1,02 sollte der Euro möglichst schnell gehen. Mittel- bis langfristig zeigt der faire Wechselkurs Richtung Süden.
Ende November, spätestens im Dezember, dürfte der Schweizer Franken seinen Mantel auf kurzfristige Risikowährung ablegen. Hintergrund: Es wird noch mindestens ein Jahr dauern, um die hohe Inflation in der Eurozone runterzubekommen. Experten vergleichen das mit aus der Tube gedrückten Zahnpasta. Sie zurück in die Tube zu bekommen, sei schwierig.