Die Aufwertung des Euro ist die stärkste seit fünf Jahren. Der Schweizer Franken sitzt auf einem Pulverfass. Nach anfänglichem Stottern steigen die Zinsen im Euroraum schneller als in der Schweiz. Dies versetzt den EUR/CHF-Kurs in die Lage sich die eins als erste Vorkommastelle zurückzuholen.
Unvorhergesehen hat sich der Schweizer Franken in eine Risikowährung verwandelt. Am Devisenoptionsmarkt werden Put-Optionen, mit denen sich deutsche- und österreichische Importeure hochwertiger Schweizer Waren gegen einen starken Franken absichern können, günstiger.
1,02 ist für den EUR/CHF-Kurs in Reichweite, nachdem er binnen vier Wochen von 0,94 auf über 0,99 (+5,6%) hochkletterte. Einen so starken zusammenhängenden Anstieg des Euro gegenüber dem Schweizer Franken gab es zuletzt im Sommer 2017. Aus charttechnischer Sicht ist Platz auf 1,02.
EZB überholt SNB
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) preschte im Juni 2022 mit Leitzinserhöhung um 0,50% vor. Der Zinsschritt kam überraschend, als die Europäische Zentralbank (EZB) noch nicht vorgelegt hatte. Plötzlich war der Schweizer Leitzins höher als der Euro-Leitzins.
Dieser Zinsvorteil war für den Schweizer Franken seinerzeit die Kirsche auf der Sahnetorte, als ihm bereits sein massiver Inflationsvorteil in die Karten spielte. Infolge purzelte der EUR/CHF-Kurs auf 0,94. Ein Rekordtief.
Der Riesentanker EZB brauchte länger, um anzuhalten und auf Zinserhöhungskurs zu gehen. Inzwischen ist die 180-Grad-Wende vollzogen. Die EZB hob zweimal den Leitzins deutlich an und ging auf 1,25% rauf. Die SNB erhöhte ein weiteres Mal. Ihr Leitzins ist bei 0,50%. Damit hat der Euro seinen Zinsvorteil zurückerobert.
Der Zinsvorteil des Euro gegenüber dem Schweizer Franken von 0,75% wird sich nach Einschätzung von UBS-Chef Ralph Hamers weiter vergrößern. Die EZB werde auf 2,25% raufgehen, die SNB sich mit 1,25% zufrieden geben, sagt der CEO der größten Bank der Schweiz im Gespräch mit Bloomberg.
Fazit und Ausblick
Der Euro hat Wind unter den Flügeln, bis feststeht, wie hoch sein Zinsvorteil gegenüber dem Schweizer Franken sein wird. Anschließend gibt es ein Comeback des Franken. Die Schweiz ist bei sämtlichen zentralen Fundamentaldaten (Inflation, Verschuldung, Außenhandel und vielen weiteren) im Schnitt eine Stufe, oft sogar zwei Stufen, besser als die Eurozone.
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