Den Eurokurs CHF kennzeichnen plötzliche Anstiege (Spikes) unterbrochen von einem Rücksetzer (Pullback). Ergebnis: Ein um 5% stärkerer Euro. Folgt der dritte Spike und potenziert den Euro-Franken-Kurs mit einem Schlag auf 1,00? Den Stein ins Rollen bringen sinkende Gaspreise.
- Am 28. September beginnt der erste Spike bei 0,9430. Der Eurokurs steigt auf 0,98 CHF bis 4. Oktober. Der Schweizer Franken gerät in den Abwärtssog der Credit Suisse. Sorgen und Nöte der zweitgrößten Bank der Schweiz rufen die Schweizerische Nationalbank (SNB) auf den Plan. Sie stellt die systemrelevante Credit Suisse unter strenge Beobachtung. Ein Kollaps wäre verheerend.
- Anschließend rudert der Euro auf 0,9640 Franken zurück. Der Zins auf 10-jährige italienische Staatsanleihen steigt auf 5% und erreicht damit den höchsten Stand seit der Euro-Schuldenkrise 2012. Italiens Finanzministerium hat jedoch beim Schuldenmachen proaktiv vorgearbeitet. Die gestiegenen Zinsen werden erst in zwei bis drei Jahren eine ernsthafte Belastung.
- Am 12. Oktober beginnt der zweite Spike. Der deutsche Bundesbankpräsident Nagel fordert den Leitzinserhöhungskurs unnachgiebig fortzusetzen. Er erntet keinen Widerspruch seiner südeuropäischen EZB-Kollegen. Es besteht damit die reelle Möglichkeit einer Zinserhöhung um ein volles Prozent auf der EZB-Sitzung am 27. Oktober.
- Auf den Spike folgt ein Aufwärtskanal (Channel), und so klettert Eurokurs auf 0,9850 Franken am 20. Oktober. Das ist der höchste Stand seit dem 2. September.
An dem Anstieg des Euro-Franken-Kurses gibt es nichts auszusetzen. Er ist charttechnisch weder überhitzt, noch fehlt ihm die Dynamik (Momentum). Es ist die goldene Mitte. Der Euro muss als nächstes einen Widerstand bei 0,9850 überwinden.
Dafür braucht der Euro einen Katalysator. In Frage kommen sinkende Energiekosten. Der Preis für europäisches Erdgas fällt in dieser Woche auf den tiefsten Stand seit Juni. Eine nochmalige Energiekostenexplosion, die den Eurokurs noch Monate unter 1 Dollar bzw 1 Franken halten könnte, wird aller Voraussicht nach ausbleiben.
Auch der Ölpreis legt den Rückwärtsgang ein: Infolge einer überraschenden Fördermengenkürzung der OPEC-Länder zu Monatsbeginn kletterte der Ölpreis für das Nordseeöl Brent auf 98 US-Dollar je Fass. Diese Ölpreisrallye fehlten allerdings die Zähne und so kostet das Nordseeöl aktuell 90 Dollar.
Es könnte sich herausstellen, dass mit Blick auf die Eurozone zu schwarz gemalt wurde. Russlands Wirtschaftsleistung beträgt gerade einmal 10% der Euroländer. Ein solch wirtschaftlicher Zwerg ist nicht imstande die Euroländer in tiefe Rezessionen zu stürzen.