Der Eurokurs knackt die Marke von 0,98 CHF und wird damit so hoch gehandelt wie seit dem 2. September 2022 nicht mehr. Nach zweiwöchiger Verschnaufpause klettert die Gemeinschaftswährung auf 0,9810 CHF. Der Knoten dürfte damit geplatzt sein. Sind die tiefen EUR/CHF-Prognosen der Schweizer Großbanken in Gefahr?
Ein vorpreschender Bundesbankpräsident hat den Schweizer Franken gleich zu Wochenbeginn belastet. "Denn wir müssen sicherstellen, dass die hohe Inflation endet", fordert Joachim Nagel. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfe den Zinerhöhungskurs nicht zu früh beenden, warnt Deutschlands oberster Währungshüter.
Aus technischer Sicht befindet der Euro-Franken-Kurs aktuell an einem kritischen Punkt. Der Anstieg in Richtung 1 zu 1 ist nicht in trockenen Tüchern. Ein Kaufsignal, bei dem automatisierte Handelssysteme massiv in den Euro gehen, wird erst bei 0,9811 ausgelöst.
Damit wäre die Marke von 0,98 CHF, an welcher der Eurokurs seit August bereits viermal scheiterte, tatsächlich geknackt. Dadurch könnte der Euro sehr rasch auf 0,9980 klettern. Andernfalls droht der fünfte Abpraller nach unten im Zuge einer negativen Korrekturbewegung.
Aus fundamentaler Sicht werden die ZEW Konjunkturerwartungen und die erste Schnellschätzung zur Entwicklung der Inflation im Euroraum für die EUR/CHF-Entwicklung in dieser Woche wichtig sein. Aus der Schweiz kommen mit der Handelsbilanz und dem Exportüberschuss wechselkurssensitive Daten.
CHF Prognosen 2023
Dem fairen Wechselkurs basierend auf der Kaufkraftparität zufolge ist der Schweizer Franken unterbewertet. Dieser Wechselkurs, der aus dem Inflationsunterschied zwischen der Eurozone und der Schweiz berechnet wird, liegt aktuell bei 0,90 bis 0,95.
Für das kommende Jahr sollte man daher Eurokurse in diesem Bereich auf der Rechnung haben. Die Schweizer Franken Prognosen von UBS, Credit Suisse und Zürcher Kantonalbank für Anfang 2023 liegen bei 0,92-0,94. Die Zinserhöhungen der EZB kommen zu spät, sagt die Graubündner Kantonalbank.