Der Schweizer Franken hat den Wechselkurs des Euro seit Jahresbeginn von 1,04 auf 0,98 abgeschwächt. Hintergrund ist die tiefe Inflation in der Schweiz und die hohe Inflation in der Eurozone. Der Schweizer Franken könnte bis Mitte 2024 den Euro auf 0,88 drücken, ehe es zu einem Anstieg bis 2030 auf 1,06 kommt.
Beim Schweizer Franken handelt es sich um die stabilste Währung der Welt. Kein anderes Land hat in den zurückliegenden 122 Jahren eine niedrigere Inflation und überzeugende Währung gehabt als die Schweiz. 2015 gab die Schweizerische Nationalbank (SNB) einen Euro-Mindestkurs bei 1,20 auf. Daraufhin wurde der Franken in wenigen Stunden um 20% stärker.
Bei der Einführung der Gemeinschaftswährung im Jahr 2002 kostete der Euro 1,48 Franken. Aktuell sind es 0,98. Der Schweizer Franken steigt jedes Jahr im Schnitt um 1,7%. Anfänglich zeigte der junge Euro dem Franken seine Grenzen auf. Zwischen 2002 und 2007 stieg er von 1,48 auf 1,68 Franken. Das hing mit einer Konjunkturblase in den Euro-Südländern zusammen. Deren Fremdkapitalzinsen sanken über Gebühr, was zu Verwerfungen und Übertreibungen führte.
Rapider Rückfall
Was sich am Devisenmarkt abspielt, ist brisant: Der Euro-Franken-Kurs ist inmitten einer 20-jährigen Abwärtsbewegung. Sie stellt den Anstieg zwischen 2002 und 2007 in den Schatten. Ein Ende ist nicht in Sicht. Vielmehr dürfte gerade erste Halbzeit sein. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mit ihren billionschweren Staatsanleihenkäufen zu viel Zahnpasta (Inflation) aus der Tube gedrückt.
"Die Geldpolitik hat einen wesentlichen Einfluss auf Währungen", streicht die Bank J. Safra Sarasin heraus. Der Schweizer Franken gehöre zu den antizyklischen Währungen. Er profitiere in Zeiten des globalen Konjunkturabschwungs, oder aber "wenn sich die Risikostimmung eintrübt." Bis Ende 2027 wird der Eurokurs auf 0,92 Franken fallen, erwartet Sarasin.
Es gilt sich darauf zu fokussieren, wie lange die Abwärtsbewegung des Euro-Franken-Kurs dauert. Zwar ist ein schneller Rückgang ans untere Ende bereits 2023 möglich. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass es nicht schnurstracks nach unten geht und der Wechselkurs erst Mitte 2024 einen Kontaktpunkt zur unteren Begrenzungslinie herstellt.
Wer zum aktuellen Eurokurs von 0,98 den Schweizer Franken kauft, kann zuversichtlich sein, dass sich die eidgenössische Währung in den nächsten beiden Jahren weiter verteuert. 2023 und 2024 ist noch viel Platz nach unten vorhanden.
Das nächste Kursziel für den Euro ist das untere Ende der Abwärtsbewegung bei 0,88 Franken. Dies dürfte Mitte 2024 erreicht werden. In einem Extremszenario (Wahrscheinlichkeit 20%) unterschiesst die Devisennotierung. Anstatt bei 0,88 umzudrehen, purzelt sie auf 0,84 und notiert damit auf halber Höhe zu ihrem Rekordhoch vom Herbst 2007 bei 1,68.
Nun ist es an der Zeit zum Schweizer Franken auf Abstand zu gehen. Er hat etwas zu viel Speck angesetzt. Die obligatorische Gegenbewegung nach oben setzt ein. Ihr fallen die seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs gemachten Gewinne zum Opfer. Der Eurokurs steigt bis 2030 auf 1,06 Franken.