Der Euro wird im November weiter steigen und muss im letzten ber-Monat des Jahres Angriffe des Schweizer Franken parieren. Europas wiedererlangte Energiesicherheit untermauert die Stärkephase der Gemeinschaftswährung. Die Schweiz bringt sich in Stellung Euros zu verkaufen.
Nach einem verkorksten Monatswechsel und einem Rückfall des EUR/CHF-Kurses von 0,9950 auf 0,98 geht es wieder aufwärts. Deutschlands Gasspeicher sind viel schneller befüllt worden als erwartet wurde, zeigen Daten des europäischen Gasspeicherverbandes (GIE).
In Anbetracht voll befüllter Gasspreicher in Europa, "sollte der Euro zum Franken leicht befestigen", heißt es im Quartalsheft der Erste Group. Hinzu kommt das Wetter: Wegen den vergleichsweise hohen Temperaturen sinken Gasnachfrage und -verbrauch.
Ade Risikowährung
Die Energiesicherheit ist aktuell von höherer Priorität für den Euro-Franken-Kurs als die Geldwertstabilität. Die Inflation in der Eurozone stieg im Oktober stärker als erwartet auf 10,7%. In der Schweiz kam es hingegen zu einem Rückgang der Teuerung auf 3%.
Die hohe Inflationsdifferenz muss sich hinter Europas wiedererlangter Energiesicherheit hinten anstellen. Dies ermöglicht dem Euro ein Anstieg auf 1,00 CHF (Parität), signalisiert der Devisenoptionsmarkt. Dort verbessern sich die einwöchigen und einmonatigen Optionsprämien für den Euro.
Der Euro ist nicht länger eine 100-prozentige Risikowährung. Im September war das anders. Seinerzeit purzelte der Eurokurs auf 0,94 Franken und fiel damit auf das tiefste jemals markierte Kursniveau.
Nur am Schwarzen Donnerstag, jenem 15.01.2015, an dem die Schweizerische Nationalbank (SNB) urplötzlich den Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken aufhob, sank der Euro tiefer als 0,94. Darüber liegen allerdings keine verlässlichen Kursdaten vor, als der Devisenmarkt ausgetrocknet war.
Die großen Player, die Banken, stellten damals keine EUR/CHF-Kurse. Kleinere Player tasteten sich mit bis auf 0,84 runterreichenden Kursen vor. Dahinter standen aber nur sehr dünne Handelsumsätze.
Aus charttechnischer Sicht wird der Euro mit einem High 2 belohnt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es vor einem Rückfall auf 0,9830 zu einem Anstieg auf 0,9970 kommt, beträgt 60%.
Der EUR/CHF-Kurs kletterte per kurzfristigem Aufwärtstrend zwischen dem 26. September und 27. Oktober von 0,9405 auf 0,9955. Es folgte eine erste Abwärtskorrektur, die bei 0,9865 hängen blieb. Die Inside-Kerze vom 31. Oktober beendete die 1. Abwärtskorrektur.
Nach der Unterbrechung kam es zur 2. Abwärtskorrektur, die den Euro nach seinem verkorksten November-Auftakt auf 0,9830 Franken zurückwarf. Schließlich scheiterte auch die 2. Abwärtskorrektur.
Ein High 2 ist mit einem Double Bottom vergleichbar: Der Kurs versucht zweimal nach unten auszubrechen. Beide Versuche scheitern. Wenn etwas zweimal nicht klappt, geht es in der Regel in die andere Richtung weiter.
Der positive Ausblick für den Euro wird von der 20-Tage-Linie untermauert. High 2, die in der nähe dieser Linie gebildet werden, sind sehr zuverlässig. Die Wahrscheinlichkeit eines Anstiegs kann bis zu 70% sein. Im vorliegenden Fall sind es 60%, als der kurzfristige EUR/CHF-Aufwärtstrend auf wackligen Beinen steht.
Nie wieder Euro
Der Eurokurs dürfte auf 0,9970 Franken zwischen dem 9. und 16. November 2022 steigen. Bleibt die Dynamik dann trotz Gewinnmitnahmen und einsetzenden Käufen des Schweizer Frankens aufrecht, geht es in einem Rutsch auf 1,0030-1,0040.
Hat der Euro das Kurspotenzial des High 2 ausgeschöpft, muss er sich auf massive Angriffe aus der Schweiz gefasst machen. Der Euro bleibt trotz seines Anstiegs eine Weichwährung ohne Geldwertstabilität.
Schweizer Unternehmen und Vermögensverwalter werden (auch wegen den tiefen EUR/CHF-Prognosen der Schweizer Banken) ihre Euro 1 zu 1 in Franken umwechseln wollen. Es könnte die letzte sich jemals bietende Gelegenheit dazu sein.
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