Der Eurokurs stabilisiert sich zum Schweizer Franken bei 0,98-0,99. Verbesserte Konjunkturdaten dürften der Hauptgrund sein. Könnte die Gemeinschaftswährung ihr technisches Potenzial heben, wäre der EUR/CHF-Kurs 1,02.
"Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich gebessert" und "Talfahrt der Eurozone verlangsamt sich im November", melden ifo-Institut und S&P Global. Merklich sinkende Öl- und Gaspreise tun dem Konjunkturausblick ebenfalls gut.
Hinzu kommen Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) bei gleichzeitigen Solvenzsorgen der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Insgesamt rechtfertigt das für den Moment einen Anstieg des Euro auf 1,02 Franken.
Warum 1,02? Dort ist der Ausgangspunkt eines Abwärtskanals. Dieser Ausgangspunkt wird nach Beendigung der Abwärtsbewegung in vier von fünf Fällen noch einmal angesteuert/getestet.
Paukenschlag SNB-Devisenreserven
Nach mehreren Zinserhöhungen liegt der für den Euroraum gültige Schlüsselsatz, zu dem sich Geschäftsbanken refinanzieren, bei 2%. Die SNB gönnt den Geldhäusern, die normalerweise von steigenden Zinsen und höheren Margen profitieren, nur 0,5%.
Aber auch das reicht bislang nicht, um den Eurokurs auf 1,02 CHF zu bringen. Die brodelnde Gerüchteküche hält den Schweizer Franken stark. Demnach habe sich die Notenbank aus Bern bewusst für seichte Zinserhöhungen entschieden.
Stattdessen werde die SNB an einer anderen Schraube, in dem sie größere Teile ihres Devisenportfolios verkauft, drehen. 850 Milliarden Franken in ausländischer Währung (drei Viertel davon in Euro und US-Dollar) bewirtschaftet sie.
Quelle: 🔗SNB Devisenallokation per 30.09.2022
Beginnt die SNB im großen Stil Euro zu verkaufen, verringert sie dadurch gleichzeitig die Menge an Franken im Umlauf. Die verbleibenden Franken bekommen damit einen höheren Wert, so dass der EUR/CHF-Kurs sinkt.
Der Faktor Zeit spricht für den Schweizer Franken. Je länger dem Euro versagt bleibt über 1,00 CHF (Parität) zu steigen, um so aussichtsloser wird es:
- Der Ausgangspunkt das Abwärtskanals bei 1,02 CHF würde noch einmal deutlich an Anziehungskraft verlieren, gelänge es dem Euro auch im Dezember nicht ihn zu erreichen.
- Die im Vergleich zur Schweiz extrem hohe Euro-Geldentwertung (Inflation) wird sich früher oder später wieder bemerkbar machen, so dass sich der Euro abschwächt.