Die Entwicklung des Euro-Franken-Kurses fügt sich den markigen Worten der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Der Ausblick für den Euro trübt sich ein, nachdem er mit zwei Nachkommastellen die Parität zum Franken herstellt, sie aber mit vier Nachkommastellen klar verfehlt.
"SNB-Vize schliesst weiteren Zinshammer nicht aus", titelt der Blick. Schon zwei Mal habe die Nationalbank die Zinsen erhöht. Es dürfte schon bald eine weitere Zinserhöhung folgen, schlussfolgert das Blatt aus einem Interview von SNB-Direktorin Andréa Maechler mit der Wirtschaftszeitung L'Agefi.
Der Euro kostet aktuell 0,9750 Franken. Das sind 2% weniger als in der letzten Woche und 10% weniger als zu Jahresbeginn. Anfang Juli fällt die Euro-Franken-Rate zum zweiten Mal in diesem Jahr unter die Parität. Anders als beim ersten Mal, Anfang März, nistet sie sich dieses Mal ein.
Die Schweiz dürfte die Erste sein, die die Inflation auf 2% zurückbringt. Die Teuerung ist bereits merklich am sinken. Der Kampf gegen die Inflation sei trotz des Rückgangs auf 3% noch nicht gewonnen, sagt Maechler und kündigt an:
"Wir werden den Sieg ausrufen, wenn sich die Inflation dauerhaft unter 2% einpendelt."
Einen Sieg bei der Bekämpfung der Inflation ausrufen, würde wohl auch gerne der Präsident der Deutschen Bundesbank. Joachim Nagel fordert neben Zinserhöhungen "weitere klare Schritte" zur Inflationseindämmung. Er will, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Staatsanleihen verkauft.
Das so genannten (Quantitative Tightening, QT) ist ein heißes Eisen: Die Regierungen von Italien, Frankreich und Spanien wollen QT mit ihren EZB-Ratsmitgliedern verhindern bzw. so lange wie möglich hinauszögern. Ihnen zufolge soll der Abbau von Staatsanleihen frühestens Mitte 2023 beginnen.
QT ist für eine Währung eine Vitaminspritze. Man konnte das in den letzten sechs Monaten beim US-Dollar wieder einmal sehr gut sehen. Weil die amerikanische Notenbank (Fed) neben Leitzinserhöhungen Staatsanleihen verkauft, hat sich das Angebot von Dollar verringert und die US-Währung stark aufgewertet.
2022/23
Das Aufwärtspotenzial des Euro gegenüber dem Schweizer Franken war bereits vor dem knappen Verfehlen der Parität begrenzt. Das Hängenbleiben bei 0,9960 stellt sich nun als Wendepunkt für den EUR/CHF-Kurs heraus:
- Ein kurzfristiger Aufwärtstrend lässt den Euro zwischen Ende September und Anfang November um 6% steigen.
- Es folgt der plötzliche Rückfall auf 0,9740 in der zweiten Novemberwoche - stärkster Wochenverlust der zweiten Jahreshälfte.
- Der mittelfristige Abwärtstrend ist dabei das Kommando zu übernehmen.
Ausblick
Die Fans des Euro werden versuchen den Wechselkurs ein weiteres Mal Richtung Parität zu bewegen. Wegen der wegweisenden Kursverluste in der zweiten Novemberwoche dürften sie scheitern. Die Euro-Franken-Rate ist dabei bis Jahresende ein tieferes Gleichgewicht bei 0,95-0,97 zu finden.