Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kann wegen eines dreistelligen Milliardenverlustes nicht länger ihre schützende Hand über den Franken halten. Bereits in wenigen Monaten droht sie Europas erste Notenbank zu sein, die kein Eigenkapital mehr hat. Das hat man von der Schweiz nicht erwartet. Ihr wird der Euro zum Verhängnis.
142 Milliarden Franken verpulverisierte die SNB in den ersten neun Monaten des Jahres. Es war der größte Verlust in der Geschichte. Ursache ist das jahrzehntelange Manipulieren der Euro-Franken-Rate. Mit den erworbenen Euros gingen die Schweizer Währungshüter an den Aktienmärkten und Anleihenmärkten auf Einkaufstour. Zu überzogenen Preisen, wie sich jetzt herausstellt.
Die Kurse von Aktien und Anleihen sind 2022 am fallen, was der SNB Verluste von 71 Milliarden Franken im Anleiheportfolio und 54 Milliarden Franken im Aktienportfolio einbrockt. Notenbankchef Thomas Jordan hat "nur" noch 47 Milliarden Franken Eigenkapital.
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Morgan Stanley rechnet mit einem weiteren Crash an den Finanzmärkten. Dann wären auch die 47 Milliarden futsch. Jordan muss dann Geld drucken, um eine Pleite abzuwenden. Kein Problem, eine Notenbank könne auch mit negativem Eigenkapital arbeiten, sagen die einen. Ganz so einfach darüber hinwegsehen werden die Finanzmärkten nicht, warnen andere.
Franken bleibt stark
Die Schweiz werde nicht mit einem schwachen Franken bestraft, ist sich Thomas Stucki, früherer Leiter des Asset Management bei der SNB, sicher. "Der Schweizer Franken ist und bleibt eine starke Währung." Dass der Franken vorübergehend billiger werde, kommt immer wieder vor.
Der Euro hat in den letzten zwei Monaten um 4% gegenüber dem Schweizer Franken aufgewertet. Das ist kein Hals- und Beinbruch für den Franken. Aktuell notiert der EUR/CHF-Kurs bei 0,98. Jahresanfang war er bei 1,04.
Einen Reputationsschaden sieht Karsten Junius von der Bank J. Safra Sarasin. "Zentralbanken sollten Verluste nicht egal sein. Letztendlich ist es immer Volksvermögen, das hier vernichtet wird", erläutert der Chefvolkswirt gegenüber dem Handelsblatt.
Aber auch Junius rechnet nicht mit einem schwachen Schweizer Franken, sollte die SNB künftig mit einer Bilanz operieren, die für jedes Unternehmen die Pleite bedeuten würde. Laut den Wechselkursprognosen der Bank Sarasin wird der EUR/CHF-Kurs in den kommenden Jahren immer tiefer unter die Parität abgleiten.
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