Wer zu Jahresbeginn einen Schweizer Zinsanstieg um über 1,5% prognostizierte, wäre für verrückt erklärt worden. Beim Wechselkurs des Euro zum Schweizer Franken findet eine merkliche Herabstufung statt. Damit war aber zu rechnen.
Der Saron (Swiss Average Rate Overnight) liegt aktuell mit 0,93% klar im positiven Terrain. Anfang 2022 war der den CHF-Libor ersetzende Schweizer Zins noch mit -0,71% tief negativ.
Das war vor den merklichen Leitzinserhöhungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB), welche die Kreditkosten für Franken-Kreditnehmer in Österreich in die Höhe trieb.
"Fremdwährungskredite sind ein hochspekulatives Finanzierungsprodukt, das einer Vielzahl kumulativ wirkender Risiken ausgesetzt ist", heißt es einer Aussendung der Finanzmarktaufsicht (FMA) vom September.
Private Haushalte in Österreich hatten zum Ende des ersten Quartals 9,1 Milliarden Euro an Fremdwährungskrediten am laufen. 97% (8,8 Mrd. Euro) davon waren in Schweizer Franken.
Bei einem durchschnittlichen Kreditsumme von 150.000 Euro lässt sich von etwa 58.000 Haushalten sprechen, die einen Franken-Kredit am laufen haben. Ihnen tut der Schweizer Zinsanstieg zwar weh.
EUR/CHF-Ausblick
Gravierender ist aber die Abschwächung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro. Sie beträgt im laufenden Jahr 4,5%. Der Euro-Franken-Kurs (EUR/CHF) sank seit Jahresbeginn von 1,0350 auf 0,99.
Zeitweise war der Euro sogar 9% unter Wasser. Ende September purzelte EUR/CHF auf 0,94. Der ING Bank zufolge war dieser Rücksetzer kein Ausrutscher:
"Wir gehen davon aus, dass der EUR/CHF weiterhin Schwierigkeiten hat, Gewinne über 0,99 zu halten und bis zum nächsten Frühjahr in den Bereich von 0,95 zurückfällt."
Auch die Deutsche Bank rechnet mit einem Absinken auf 0,95. Die Schweizer Geldhäuser UBS und Credit Suisse sehen EUR/CHF ebenfalls tief unter 1,00.
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Bank-Austria-Mutter Unicredit rechnet hingegen mit einem Anstieg auf 1,02, die Erste Group mit 1,01. Die Prognosegüte dieser beiden Banken war allerdings in der Vergangenheit sehr niedrig.