Der Euro strebt nach schwachen Schweizer Konjunkturdaten die Augenhöhe mit dem Franken an. Untermauert wird die Stärkephase von tiefen SNB-Leitzinsprognosen und der technischen Seite: Mit seinem Anstieg auf ein Monatshoch bei 0,99 bekommt der EUR/CHF-Kurs frischen Wind unter die Flügel.
"Die Aussichten für die Schweizer Konjunktur bleiben in den kommenden Monaten getrübt." Zu dieser Schlussfolgerung kommt die Konjunkturforschungsstelle (KOF) in Zürich, nachdem das von ihr erhobene Konjunkturbarometer den fünften Monat in Folge gefallen war.
Im Gegensatz zum Euroraum, wo essenzielle Daten wie Einkaufsmanagerindizes (PMI) und ifo-Geschäftsklima die Erwartungen überraschend übertrafen, geht es für die Schweizer Wirtschaft tiefer rein in die Talsohle. Der Euro scheint davon zu profitieren.
Attraktive Währung
Laut Experten zeichne sich im Laufe des ersten Halbjahres 2023 ein allmähliches Ende der Zinserhöhungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ab, heißt es in einem Artikel der Zeitung "Finanz und Wirtschaft". Die Europäischen Zentralbank (EZB) hat hingegen weitere, kräftige Zinserhöhungen in Aussicht gestellt.
"Wir gehen daher davon aus, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis EUR/CHF die Parität ernsthaft in Angriff nehmen wird", kanzelt die Commerzbank die aktuellen Bemühungen des Euro ab.
In die gleiche Kerbe schlägt Raiffeisen Salzburg. "Selbst wenn die EZB zeitlich länger die Zinsen anhebt als die SNB, bleibt der Franken grundsätzlich eine attraktive Währung." Die Devisenexperten der Bank erwarten für die kommenden Monate EUR/CHF-Kurse zwischen 0,97 und 0,99.
Aus charttechnischer Sicht muss der EUR/CHF-Kurs Widerstandsbereiche bei 0,9890-0,9900 und 0,9940-0,9960 knacken. Gelingt ihm das, wäre ein Höhenflug über die Parität angezeigt. Verläuft der Anstieg an einem der Widerstände im Sand, wäre ein Rücklauf auf 0,9700-0,9720 bis Weihnachten angezeigt.