Der Eurokurs macht eine 180-Grad-Kehrtwende und ist plötzlich zurück auf 1,00 CHF. Optimistische Anleger ziehen sich aus dem defensiven Franken zurück, was dem Euro neue Käuferschichten erschließt. Untermauert wird die Stärkephase des Euro von SNB-Präsident Jordan's Fingerspitzengefühl.
Vor einer Woche klettert der Eurokurs auf 1,01 CHF. Zu diesem Zeitpunkt spricht alles spricht für eine Fortsetzung des Anstiegs. Stattdessen kommt es zu einem Rückgang auf 0,9775 (-2,2%). Die Parität ist für den Euro in Zeiten hoher Inflationsraten eine Nummer zu groß, scheint es.
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Dann nimmt der Euro am 19. Januar seinen Anstieg wieder auf. Antriebsfeder ist eine verbale Intervention der Europäischen Zentralbank (EZB). Notenbankchefin Lagarde widerspricht auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Währungshüter seien nicht müde, die Zinsen hochzusetzen.
Jordan's Fingerspitzengefühl
"Natürlich steht die Schweiz immer noch vergleichsweise gut da. Die Inflation ist anderorts deutlich höher", schreibt der Schweizer Blick. SNB-Chef Jordan kann es mit Zinserhöhungen daher langsamer angehen lassen. Das führt dazu, dass der Zinsvorteil des Euro gegenüber dem Schweizer Franken größer wird.
Der Eurokurs hat auch frischen Wind unter die Flügeln, weil Jordan seine Bazooka nicht herausholt. Es gibt keine Hinweise für Verkäufe von von der SNB gehaltenen Euro-Devisenreserven. Der SNB-Präsident hängt damit aktuell sein Fähnchen ein klein wenig für den Euro in den Wind.
Am Devisenmarkt wird man aber nicht zögern zurück in den Franken zu gehen, sollte sich Jordan umentscheiden. Soweit ist es aber noch nicht. Der Euro ist nach wie vor recht dominant. Damit das so bleibt, muss er auf das Hoch vom 13. Januar bei 1,0098 steigen und sich dort dann auch befestigen.
Umgekehrt wäre bei folgendem Kursverlauf Zeit Alarm zu schlagen: Der Eurokurs bleibt in den kommenden Tagen an der psychologischen Marke von 1,00 CHF hängen. Dann fällt er unter die 200-Tage-Linie. Jetzt wäre ein Rücklauf auf 0,97 bis Ende Februar 2023 angezeigt.