Jeder weiß, dass der Schweizer Franken die bessere Währung ist. Trotzdem gibt es führende Devisenexperten, die mit einer Aufwertung des Euro rechnen. Es muss also Gründe geben, dem Euro Vertrauen entgegenzubringen.
Zuerst sollte man bedenken, dass sich der Euro im letzten Jahr um 5% gegenüber dem Schweizer Franken abgeschwächt hat. Das war überdurchschnittlich viel. Im langjährigen Mittel liegt die Abwertung bei 2%.
Das schwache Abschneiden des Euro lässt sich auf die matte Konjunktur und den Aufbau neuer politischer Risiken wegen des Ukraine-Krieg zurückführen. Der als besonders sicher geltende Schweizer Franken profitierte in diesem Umfeld.
Überdies gibt es seit September 2021 ein historisch nie dagewesenen Kontrast in puncto Geldwertstabilität. Die Schweiz hat mit einer Inflation von 3% noch im Großen und Ganzen stabile Preise.
In der Eurozone schoss die Inflation hingegen bis auf 11% hoch. Der Devisenmarkt konnte das nicht ignorieren, und so purzelte der Euro-Franken-Kurs (EUR/CHF) am Ende des 3. Quartals 2022 mit 0,94 auf ein Rekordtief.
Wie geht es mit dem Schweizer Franken weiter?
Inzwischen hat sich der Eurokurs auf 0,99 CHF erholt. Sofort stellt sich die Frage: Ist die Abwertung des Schweizer Franken zu gut, um wahr zu sein? Ist sie nicht, sagt plötzlich die Deutsche Bank. In sechs Monaten sei der Kurs bei 1,00.
Ende 2022 haben die Experten von Deutschlands größter Bank und einem der führenden Player am globalen Devisenmarkt noch mit einer Talfahrt auf 0,95 gerechnet.
Wahrscheinlich haben anhaltend kräftige Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der für den Euro sehr positive Gaspreis-Absturz zu einem Umdenken geführt.
Es zeichne sich immer deutlicher eine allmähliche Entspannung beim Ausblick für die Inflation ab, betont die Erste Group. "In diesem Umfeld sollte der Franken als sicherer Hafen allmählich an Attraktivität verlieren."
Laut Österreichs größter Bank sind die Tage, in denen sich der Euro-Franken-Kurs das 1 zu 1 (Parität) von unten anschaut, gezählt. Ihre Wechselkursprognosen: 1,00 (Mitte 2023) und 1,01 (Ende 2023).
Die meisten Schweizer Banken widersprechen: UBS und Credit Suisse sehen den Euro-Franken-Kurs bis Mai 2023 auf 0,96 sinken.
"Mittelfristig dürfte der Zinsvorteil des Euros die im Vergleich zur Schweiz deutlich höhere Inflation und die strukturellen Probleme des Gemeinschaftswährungsraums nicht wettmachen", gibt Raiffeisen Schweiz zu bedenken.
Fazit/Lösung:
Man bildet den Durchschnitt aus der Wechselkursprognosen der größten Banken Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Ergebnis: Der Euro-Franken-Kurs wird Jahresmitte 2023 bei 0,98-0,99 notieren.