Die Schweizerische Nationalbank (SNB) klassifiziert den Franken als zu niedrig bewertet. Um dem entgegenzutreten, verkauft sie zweistellige Milliardenbeträge ihrer Devisenreserven. Geholfen hat es bisher nichts. Der Schweizer Franken schwächt sich zum Euro seit Monaten ab.
Der Euro hat gegenüber dem Schweizer Franken zwischen September 2022 und Januar 2023 um 6% aufgewertet. Lange sah es nach 7% aus, doch zum Monatsultimo kamen plötzlich viele CHF-Käufer in den Markt und drückten die Euro-Franken-Rate in wenigen Stunden von 1,0050 auf 0,9950. Inzwischen hat sich der Euro von diesem kleinen Schock wieder erholt. Er notiert bei glatt 1,00 CHF.
Langfristigausblick: CHF Entwicklung 1972-2022 / Euro Kurs Prognose 2037
"Schweizerische Nationalbank wird zur Devisenverkäuferin", titelt Bloomberg. Das ist eine Art Zeitenwende. War die SNB doch von 2009 bis 2021 eine eifrige Käuferin ausländischer Devisen, allen voran des Euro. Doch damit ist nun Schluss.
Die SNB habe sich im Oktober und November 2022 von ausländischen Währungen im Gegenwert von 24 Milliarden Franken getrennt, schätzt Maxime Botteron von Credit Suisse. Begonnen habe sie laut dem Ökonom bereits im September, als sie dem Devisenmarkt mit Verkäufen von 3,4 Milliarden Franken auf den Zahn fühlte.
"Die Bilanz wächst nicht nur, sie kann auch schrumpfen", sagte SNB-Vizepräsident Martin Schlegel vergangene Woche bei einer Veranstaltung in Zürich. Gegenüber den Höchstständen des letzten Jahres von 960 Milliarden Franken hat sich der Wert der SNB-Devisenreserven bereits um 165 Milliarden Franken verringert.
Das hilft die Inflation in den Zielkorridor zwischen 0% und 2% zurückzubringen. Auf den ersten Blick ist sie beinahe schon da. Die Konsumentenpreise in der Schweiz erhöhten sich im Dezember 2022 mit einer jährlichen Rate von 2,8%.
Ökonomen zufolge ist der letzte Schritt zur Wiedererlangung der für Verbraucher und Unternehmen essenziellen Preisstabilität allerdings der mit Abstand schwerste. Damit die SNB in die Mitte ihres Zielkorridors kommt, sind daher noch deutlichere Straffungen der Geldpolitik erforderlich.
Fazit:
SNB-Chef Thomas Jordan wird seiner Bringschuld gegenüber dem Schweizer Konsumenten mit weiteren Leitzinserhöhungen und dem Abbau des ausländischen Devisenberges gerecht. Dadurch findet sich der Euro-Franken-Kurs in einer verzwickten Lage:
- Einerseits würde er aufgrund überraschend guten Wachstzumszahlen aus der Eurozone und zwei großer Zinsschritte der Europäischen Zentralbank (EZB) von jeweils 0,50% im Februar und März gerne steigen.
- Die SNB verbaut ihm aber den Weg: Sie verkauft Euro und stärkt damit den Franken. Dies führt in der Praxis dazu, dass der Euro-Franken-Kurs große Mühe hat sich auf Parität zu befestigen.