Der Euro sinkt spürbar. Am 15. März gab es für ihn 0,97 Franken und damit so wenig wie das letzte Mal im Oktober 2022. Die Aussitzen-Strategie eines Franken-Kredits wird gefährlicher. Ursache: Die Zinsen in der Schweiz steigen schneller als erwartet, was in zweierlei Hinsicht problematisch ist.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ein Glaubwürdigkeitsproblem: 2022 machte sie einen Verlust von 132,5 Milliarden Franken, informierte der SRF vergangene Woche. Hinzu kommt die gerade aus dem Boden gestampfte riskante Kreditfazilität von 50 Milliarden Franken für die Credit Suisse.
Vorbei ist die Zeit der Nullzinskredite: Der für Österreichs Franken-Kreditnehmer maßgebliche Schweizer Saron-Zins ist inmitten eines steilen Anstiegs. Der CHF 1-Monats-Saron klettert in den letzten zwölf Monaten von -0,70% auf 0,96%. Ein Ende der Bergfahrt ist nicht in Sicht.
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Es wird für die SNB ein viel schwierigeres Unterfangen als bisher angenommen die bei 3,4% liegende Inflation unter 2% zu bringen. Darauf deuten alle Daten hin. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum die SNB die Zinsen stärker anheben wird müssen.
Franken-Fremdwährungskreditnehmer werden dann zum einen mehr Zinsen bezahlen müssen. Zum anderen unterstützen höhere Schweizer Zinsen den Wert des Franken. Er hat es dadurch wesentlich leichter sich gegenüber dem Euro stabil zu halten oder aufzuwerten.
Wegen des vorzeitigen Abgangs von SNB-Direktorin Andrea Maechler steht die von Thomas Jordan geführte Notenbank bei vielen Schweizerinnen nicht sonderlich hoch im Kurs. Erinnerungen an das Tarzan-Image der SNB werden wach.
"Als Vizepräsident Fritz Zurbrügg Mitte 2022 in den Ruhestand trat, wurde allerdings nicht Maechler zu seinem Nachfolger. Vielmehr ernannte der Bundesrat den seit mehr als 20 Jahren bei der SNB tätigen Martin Schlegel zu dessen Nachfolger und Vize-Präsident." (swissinfo.ch, 13.03.23)
Es ist wissenschaftlich erwiesen, das Männer in der Geldanlage bereit sind höhere Risiken einzugehen als Frauen. Der von Jordan zu verantwortende Verlust von 132,5 Milliarden Franken bestätigt das.
Bereits Jordan's Vorgänger, Philipp Hildebrand, war kein Kind von Traurigkeit. Mit dem Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken und massiven Devisenmarktinterventionen, mit den Hildebrand seinerzeit laut eigenen Aussagen EUR/CHF-Optionskontrakte brechen wollte, riskierte er viel. Seine Unterstützer sagen, Hildebrand habe couragiert gehandelt. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte.
Ergebnis:
Die SNB muss wegen ihres angekratzten Image Glaubwürdigkeit zurückerlangen. Das wird ihr nur gelingen, wenn sie die Inflation möglichst schnell unter 2% bringt. Dazu muss sie die Zinsen kräftig anheben.
Überdies dürfte sie von dem Instrument Devisenverkäufe Gebrauch machen. Jordan verkauft Euro und stärkt damit den Franken. Dadurch verringert sich die importierte Inflation in der Schweiz.
Zinserhöhungen und frankenstärkende Devisenmarktinterventionen verfinstern den Ausblick für Franken-Fremdwährungskreditnehmer, nachdem es zu Jahresbeginn noch recht freundlich aussaht, da der Euro bei 1,01 CHF stand.