Der Euro hat es wieder getan: Was steckt dahinter?
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Der Euro hat es wieder getan: Was steckt dahinter?

Der Eurokurs angelt sich die Marke 1,00 CHF zurück. Er weist mit diesem Anstieg auf einige Fettnäpfchen hin, in die Schweizer Bundesrat, Finanzmarktaufsicht (Finma) und Notenbank treten. Der Untergang der Credit Suisse ist ein Imageverlust für den Finanzplatz Schweiz. Untermauert wird die Stärkephase der Gemeinschaftswährung von hohen Gewinnen gegenüber dem US-Dollar.

Fremdkapitalgeber genießen bei einer Insolvenz einen höheren Schutz als Eigenkapitalgeber (Aktionäre). Die Schweiz Behörden wollen davon aber nichts wissen: Schulden der Credit Suisse in Form spezieller AT1-Anleihen (CoCo-Bonds) in Höhe von 16 Milliarden Franken lösen sich wegen der Eigenwilligkeit der Eidgenossen in Luft aus.

Aktionäre der Credit Suisse bekommen hingegen 0,76 Franken je Anteilsschein. SNB, Finma und Bundesrat stellen damit das Basel-III-Regelwerk auf den Kopf. Dieses sieht vor, dass die Aktionäre der Credit Suisse zuerst auf null zu setzen sind. Nur wenn das nicht gereicht hätte, wären die CoCo-Gläubiger gerupft worden.

Im vorliegenden Fall war das aber ganz offenbar unrealistisch. Die Schweiz wollte ihren zweitgrößten Vermögensverwalter nicht in ausländische Hände geben. Damit blieb nur die UBS als Käuferin übrig. Sie konnte die Bedingungen der Notübernahme diktieren und hat wohl darauf bestanden, die 16 Milliarden Franken auszuradieren.

Für den Finanzplatz Schweiz bedeutet das ein Imageverlust, woraufhin sich der Schweizer Franken auch prompt etwas abschwächt. Allerdings dürfte dieser Effekt für den Euro-Franken-Kurs von untergeordneter Bedeutung sein. Entscheidend ist das selbstbewusste Auftreten der Gemeinschaftswährung.

Liniendiagramm Euro-Anstieg um 3% gegen Schweizer Franken

So kletterte der Euro-Dollar-Kurs in den letzten acht Tagen von 1,0520 auf 1,0930 (+4%). Mit diesem Rückenwind hatte es der Euro leicht zum Schweizer Franken um 3% aufzuwerten. Hintergrund ist die sich in den USA und der Schweiz ausbreitende Bankenkrise. Eurozonen-Banken sind bisher verschont geblieben.

Wissenslücke

Vielleicht hätte der Journalist jemanden fragen sollen, der sich damit auskennt? Stattdessen wendete er sich an SNB-Chef Jordan, Finma Präsidentin Amstad und die Schweizer Bundesräte. Das Trio konnte am Sonntagabend nach der Notübernahme nicht sagen, ob die Credit-Suisse-Aktie am Montag vom Handel ausgesetzt wird.

Die richtige Antwort: Nein, die Credit-Suisse-Aktie kann ganz normal gehandelt werden. Allerdings ist die zweitgrößte Bank der Schweiz nun ein Pennystock.

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