Mit einem kräftigen Anstieg über 1 CHF reagiert der Euro auf die verschärfte Inflationslage. Anleger steuern die Eurozone an. Sie finden wegen steigenden Zinsen aktuell gute Gründe vor, um in den Euro zu wechseln. Ringt sich die Schweiz durch eine längerfristige Aufwertung der Gemeinschaftswährung zu tolerieren?
"Eine anhaltend hohe Inflationsrate in Deutschland stützte den Euro. Im Februar lagen die Verbraucherpreise um 8,7 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats", kommentiert awp Finanznachrichten.
Aktuell notiert der Eurokurs bei 1,0030 CHF. Es ist noch Platz nach oben. Der Euro läuft erst bei 1,0070-1,01 in einen Widerstandsbereich rein. Durch diesen ginge er wie ein heißes Messer durch Butter, fasste die Europäische Zentralbank (EZB) statt einer Leitzinserhöhung um 0,50% eine um 0,75% ins Auge.
Erweist sich als Bumerang
Wegen der anhaltend hohen Inflation auf einen stärkeren Euro zum Schweizer Franken zu setzen, ist ein zweischneidiges Schwert.
- Mit Blick auf die kommenden Wochen hat der Euro wegen den dadurch notwendig werdenden schärferen Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) Wind unter den Flügeln.
- Längerfristig gräbt die hohe Geldentwertung dem Euro das Wasser ab. Es besteht die Gefahr eines Einnisten. In den ersten zwanzig Jahren nach der Euro-Einführung hatten die Euroländer im Schnitt eine um 2-Prozentpunkte höhere Inflation als die Schweiz. Künftig könnte es mehr als doppelt so viel sein.
"Einer der Gewinner der allgemein unsicheren Gemengelage ist der Schweizer Franken", sagt Maximilian Kunkel von der UBS. "Ich gehe davon aus, dass dieser auch weiterhin stark bleiben wird", schreibt der Chief Investment Officer von UBS Wealth Management in einem Gastbeitrag für die Zeitung Wirtschaftswoche.
Die UBS rechnet bis Mai 2023 mit einem Rückgang des Euro auf 0,96 Franken. Diese Schweizer Franken Prognose steht in scharfen Widerspruch zu deutschen Banken. Sie gewichten steigende Euro-Zinsen höher gewichten höher und sehen EUR/CHF bei 1,06 gipfeln.
Schweiz lockt Euro in Falle
Zünglein an der Waage für den Euro-Franken-Kurs ist die Schweizerische Nationalbank (SNB). Sie hat jetzt eine gute Gelegenheit sich von einem Teil ihrer zwischen 2010 und 2020 massiv akkumulierten Euro-Bestände zu trennen.
Die SNB kann den Leitzins in der Schweiz nicht so kräftig anheben wie die EZB. Thomas Jordan ist der Franken inzwischen zu schwach, nachdem er ihm im letzten Jahrzehnt noch zu stark war.
Der SNB-Chef hat 2023 starke Anreize ergänzend zu seinen vergleichsweise kleinen Leitzinserhöhungen Euro zu verkaufen. Er kann so die Geldpolitik zusätzlich straffen. Seinen Worten würden Tagen folgen.
Die von den Notenbanken praktizierte Geldpolitik (und damit auch die Euro-Stützungskäufe der SNB) sei in den vergangenen Jahren "zu expansiv" gewesen, räumte Jordan ein. Es sei "viel schwieriger, die Inflation von 4% auf 2% zu bringen. Preisstabilität sollte für die Zentralbanken "absolute Priorität" haben.