Der Euro wird es laut Devisenexperten im April noch einmal tun: Commerzbank, Société Générale (SocGen) und ING rechnen mit einem Anstieg über 1,00 CHF (Parität). Er wäre dann ein Viertel mehr Wert als ein Anteilsschein der Credit Suisse.
Untermauert wird die Stärkephase der Gemeinschaftswährung von der konjunkturellen Aufhellung in Europas größter Volkswirtschaft. Das ifo-Geschäftsklima hat sich im März den fünften Monat in Folge verbessert.
"EUR/CHF wird nachhaltig über die Parität zurückkehren", sagt SocGen. Der Abstand zwischen der Leitzinshöhe der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) (aktuell 1,5%) werde sich erhöhen.
Die von Clemens Fuest und seinem ifo-Institut befragen 9.000 deutschen Unternehmen lassen sich von der an die Wand gefahrenen Credit Suisse und der abstürzenden Deutsche-Bank-Aktie nicht verunsichern.
Die Erwartungen der Unternehmen konnten sich "trotz der Turbulenzen bei einigen internationalen Banken" verbessern. Die deutsche Konjunktur habe sich stabilisiert, betont der ifo-Chef.
Künftige SNB-Leitzinserhöhungen würden nicht so aggressiv ausfallen wie bei der EZB. Deshalb "sehen wir weiterhin Aufwärtsdruck beim EUR/CHF", lautet das Kalkül der Commerzbank.
Aktuell notiert der Eurokurs bei 0,99 CHF. Er ist dem Anfang 2023 erreichten Hoch bei 1,01 näher als dem Ende September 2022 bei 0,95 markierten Tief. Dies zeigt: Der Euro ist weiter (wenn auch nur in einem seichten) Aufwärtstrend zum CHF.
"Die Verbesserung der Stimmung in Europa ergeben derzeit eher eine Tendenz zu einem höheren EUR/CHF", erwartet die niederländische ING Bank. Eine Stabilisierung über Parität sei wahrscheinlich.
Unterdessen scheiterte die Credit-Suisse-Aktie auf 1,00 CHF zu steigen. Bei 0,95 war Schluss, und es kam dann zur Rolle rückwärts auf den Kaufpreis. Die UBS bezahlt bekanntermaßen lediglich 0,76 CHF je Anteilsschein.
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Von den höheren EZB-Leitzinsen eine längerfristige Aufwertung des Euro gegenüber dem Schweizer Franken abzuleiten, ist fahrlässig. Nach Abzug der Inflation wird der Franken auch künftig einen hohen Vorsprung haben.
Der Realzins auf zweijährige Schweizer Bundesobligationen liegt bei -2,5%. Der Realzins auf vergleichbare Euro-Staatsanleihen aus Deutschland ist hingegen mit -6,5% mehr als doppelt so schlecht.
Bis es im Gebälk knistert
Die EZB erhöht den Leitzins in Schritten von 0,50%, bis etwas im Finanz- und Bankensystem kaputtgeht. Dann wird sie
- entweder die Öffentlichkeit darauf einschwören, sich mit einer Inflation um 5% zu arrangieren.
- Oder: Ihre Inflationsprognosen, von denen die Zinsschritte abhängen, wieder viel zu tief ansetzen, so wie in 2021.
Nach Einschätzung von Experten ist der finale Schritt eine übermäßige Inflation zurück auf 2% zu bringen, der mit Abstand schwerste. Er verlangt enormes Durchhaltevermögen der Notenbanker, auch weil die Politiker jetzt Druck ausüben, die Zinsen zu senken, um die Konjunktur anzukurbeln.
Bislang ist ein Scheitern der EZB kein bestimmendes Thema an den Finanzmärkten. Dies dürfte sich gegen Mitte 2023 ändern. Es wird sich dann herauskristallisieren, dass Frau Lagarde Mittel und Wille fehlen, die Inflation auf 2% zu drücken. Das ist der Moment, an dem der EUR/CHF-Kurs beginnt, schnell zu fallen.