Der Aufwertung des Schweizer Franken ist freien Lauf gelassen, nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) zum Angriff auf die Inflation bläst. Untermauert wird die CHF-Stärkephase von einem weiteren Bankencrash.
Die Euro-Franken-Rate bricht bei 0,9850 CHF durch und fällt anschließend auf 0,9715. Sie wird damit so tief gehandelt wie seit Oktober 2022 nicht mehr.
Mit einer Leitzinserhöhung von 0,50% werde sich die SNB nicht zufrieden geben, sagen die Experten der Credit Suisse. Notenbankchef Thomas Jordan werde eine Erhöhung um 0,75% setzen. Der Zeitung "SonntagsBlick" gegenüber erklärt Jordan:
"Im Moment ist die Inflation auch bei uns zu hoch und wir tun alles, um sie wieder in den Bereich der Preisstabilität zu bringen."
Die SNB hat wegen einem vierteljährlichen Intervall theoretisch nur viermal im Jahr die Möglichkeit, die Zinsen zu erhöhen. Die Europäische Zentralbank (EZB) tagt hingegen acht Mal. Die SNB muss also größere Zinsschritte setzen.
Wenn Geldwertstabilität gewährleistet ist, funktioniere die Wirtschaft am besten, erläutert Jordan. Überdies seien stabile Preise ein wichtiger Beitrag für den sozialen Zusammenhalt.
Die Inflation in der Schweiz blieb für die dortigen Verhältnisse im Februar mit 3,4% überraschend hoch. Laut ihrem gesetzlichen Auftrag muss die SNB die Teuerung unter 2% bringen. Die EZB hat ein laxeres Inflationsziel.
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Banken fallen wie Dominosteine
Die Angst vor einer Kettenreaktion ist groß: Nach der Pleite der Silicon Valley Bank erwischt es die Signature Bank. US-Präsident Biden liest derweil vom Teleprompter ab, wie gesund die hiesigen Banken und wie sicher die Einlagen der Kunden seien.
Das letzte große Bankensterben in Amerika gab es 2008/2009. Damals fielen über 100 Dominosteine, wobei die Aufseher in der Regel am Wochenende einschritten. Diese Unsicherheit ist schlecht für den Euro. Der als Sichere Hafen wahrgenommene Schweizer Franken profitiert hingegen von ihr.
EUR/CHF-Ausblick
Fakt ist: Für den Euro hat sich die Lage in den letzten zwei Wochen verschlechtert. Mit seinem Rückfall von 1,0040 Franken am 2. März auf 0,9715 Franken am 13. März (-3,2%) hat er Federn gelassen.
Für den weiteren Kursverlauf liegen jetzt zwei Optionen auf dem Tisch:
- Die Euro-Franken-Rate steigt auf mindestens 0,9850, käme es zu der Bildung eines Double Bottom im Gestalt einer bullischen Flagge. Das scharfe Zurückprallen von 0,9710 auf 0,9800 zeigt, dass die Euro-Käufer das Handtuch noch nicht geworfen haben. (Wahrscheinlichkeit 40%)
- Die Talfahrt setzt sich auf 0,9630 fort. Dort liegt das Kursziel für einen Measured Move, der mit Bruch der horizontalen Unterstützung bei 0,9850 initiiert wurde. (Wahrscheinlichkeit 60%).