Der Eurokurs knackt die Marke 1 Franken und klettert mit 1,0040 CHF auf den höchsten Stand seit fünf Wochen. Plötzlich sagt der Schweizer Franken: "Genug ist genug!" Der Euro purzelt auf 0,9970 CHF.
Nach anfänglicher Euphorie über den von der hohen Inflation entfesselten steileren EZB-Zinspfad herrscht Katerstimmung. Mit einer hohen Geldentwertung eine harten Euro herbeiführen, kommt einer Quadratur des Kreises gleich.
Doch der Devisenmarkt ist für solche Dinge berüchtigt. Der Euro ist wegen seiner im Vergleich zum Schweizer Franken höheren Abhängigkeit von der globalen Wachstumsdynamik ohnehin eine recht launische Währung.
"Das erschreckt. Der Dienstleistungssektor wälzt gestiegene Energie- und Personalkosten auf Kunden ab", kommentiert die VP Bank den unerwarteten Anstieg der Eurozonen-Kerninflation auf knapp 6%.
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Andere Akteure schauen zur Abwechslung einmal in die Schweiz. Dort schreitet der Wirtschaftsaufschwung schneller voran als erwartet. Das KOF Konjunkturbarometer steigt auf 100 Punkte und stellt damit Analystenschätzungen in den Schatten.
Aus charttechnischer Sicht befindet sich der Euro-Franken-Kurs über der 50-Tage-Linie und über der 200-Tage-Linie. Damit wird ein Anstieg angezeigt. Es gibt allerdings einen Pferdefuß. Die 200-Tage-Linie hat ein Gefälle.
Wegen dem bei 1,0040 CHF gegipfelten und dann auf 0,9970 gefallenen Euro haben sich die Chancen eingetrübt, dass aus dem Gefälle eine Steigung wird. Dies ist aber zwingend erforderlich, damit ein mehrmonatiger Anstieg des Euro angezeigt wird.
Ein solches Goldenes Kreuz hatte es für den Euro im Sommer 2020 gegeben. Ausgehend von einem damaligen Kurs von 1,07 CHF, stieg er bis März 2021 auf 1,1150 (+4%). Gelänge ihm etwas Ähnliches, könnte er bis Ende 2023 auf 1,03 zulegen.