Die Schweizerische Nationalbank (SNB) schlägt ein neues Kapital auf und stuft den Franken als zu tief bewertet ein. Sie betont ihre Bereitschaft am Devisenmarkt zu intervenieren, um ihn aufzuwerten. Die größten Banken der Schweiz rechnen mit teilweisen Gelingen dieses Wagnisses. Erste Group und Deutsche Bank schlagen sich auf die Seite des Euro.
Der Schweizer Franken hat sich zwischen September 2022 und März 2023 um 4,2% gegenüber dem Euro abgeschwächt. Dies resultierte in einem Anstieg des Euro-Franken-Kurses von 0,95 auf 0,99. Die kräftigen Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) haben das Image des Euro aufpoliert. Gleichzeitig ebbte die mit dem Ukraine-Krieg begonnene Flucht in den Schweizer Franken ab.
Die Schweizerische Nationalbank hat sich mit dem Franken ausgesöhnt. Nachdem sie zwischen 2009 und 2021 den Franken wie einen Aussätzigen behandelte, um ihn von einer noch stärkeren Kursentwicklung gegenüber dem Euro abzuhalten, hat sie eine 180-Grad-Kehrtwende vollzogen. So tauschte die SNB vergangenes Jahr ausländische Devisen (hauptsächlich Euro und USD) im Gegenwert von 22,3 Milliarden Franken in CHF zurück.
Laut dem Ausblick des Schweizer Bankenkoloss UBS wird der Euro-Franken-Kurs bis Jahresmitte 2023 auf 0,98 leicht sinken. Eine von der Credit Suisse zwei Tage vor ihrem Ableben getroffene Wechselkursprognose sieht eine akzentuiertere Stärke des Frankens mit einem Rückgang des Euro auf 0,96 CHF. Die neue Nummer zwei unter den Schweizer Banken, die Zürcher Kantonalbank, erwartet ein Seitwärtsverlauf.
"Der Franken, der zuletzt wieder deutlich bis EUR/CHF 0,97 aufgewertet hatte, könnte sich auf Sicht von 6 Monaten wieder der Parität (EUR/CHF 1,00) annähern", meint die Deutsche Bank. Die Schweizer Wirtschaft habe im vierten Quartal 2022 überraschend stagniert. Rückläufige Konsumausgabe der schweizerischen Haushalte belasteten die Konjunktur, untermauert die Deutsche Bank.
Es gebe Anzeichen einer Verbesserung der Verfassung der Weltwirtschaft. "In diesem Umfeld sollte der Franken als sicherer Hafen allmählich an Attraktivität verlieren", erläutert die Erste Group. Österreichs größtes Geldhaus lässt sich allerdings folgende Hintertür offen: "Im Fall von einer Zuspitzung geopolitischer Krisen, kann der Franken weiterhin jederzeit stark zum Euro befestigen."
Fazit:
Den von der SNB ausgehende Verkaufsdruck auf den Euro ist den Banken-Auguren natürlich nicht verborgen geblieben, weshalb inzwischen kaum noch EUR/CHF-Prognose getroffen werden, die merklich über Parität sind.
Quellen:
🔗 EUR/CHF-Prognosen UBS, ZKB, CS, 17.03.2023
🔗 Schweizer Franken, Währungsbulletin Deutsche Bank April 2023
🔗 Devisen News, Erste Group, 09.03.2023
🔗 SNB hat 2022 Devisen von 22,3 Mrd. Fr. verkauft, swissinfo, 21.03.2023