Der Schweizer Franken ist gefragt, während der deutsche Bundeskanzler Scholz versucht, für die an der Börse ins Schlingern geratenen Deutschen Bank die Wogen zu glätten.
Wenn die Deutsche Bank wackelt, deren dickes Kreditbuch die gesamte deutsche Volkswirtschaft abbildet, hat Deutschland ein Problem. Wackelt Europas stärkste Wirtschaft, ist das schlecht für den Euro.
"Die Auswirkungen der Abschreibung bei Credit Suisse haben Fragen zu einem wichtigen Teil der Bankenfinanzierung aufgeworfen", erläutert Stuart Cole vom Vermögensverwalter Equiti Capital.
Der schwelende Vertrauensverlust trifft die Deutsche Bank am härtesten. Gestern sank die Aktie zeitweise um bis zu 15%. Erste Group und UBS landen zwar auch im Minus, allerdings deutlich moderater.
Deutschlands größte Bank habe ihr Geschäftsmodell grundlegend modernisiert und sei "sehr profitabel", springt Kanzler Scholz dem Geldhaus zur Seite. Das Bankensystem in Europa sei überdies "sehr widerstandsfähig".
Elefantengedächtnis
Die Deutsche Bank war wegen eines unschlüssigen Finanzierungsmodell mit AT1-Anleihen (CoCo-Anleihen) im Frühjahr 2016 negativ aufgefallen. Nachdem nun bei der Credit Suisse diese Anleihen ein Totalverlust erleiden, taucht sie erneut auf dem Radarschirm auf.
Im Credit-Suisse-Grab wird die Deutsche Bank nach Einschätzung der Experten nicht landen. Gleichwohl dürfte sich die positive Darstellung des Bankensektors in den Medien und durch Politiker als übertrieben erweisen.
Eurozonen-Banken haben in der zweiten Hälfte des letzten Jahrzehnts ihre Kreditvergabestandards auf Drängen der Politik deutlich gesenkt.
Dass die schwache Konjunktur der vergangenen Jahre bisher kaum Widerhall in den Bilanzen der Banken gefunden hat, liegt an den massiven staatlichen Corona-Hilfen und einer bewussten Übersättigung durch den EU-Aufbaufonds.
Da sich allerdings viele Unternehmen zu hoch verschuldet haben (so wie das in jedem Konjunkturzyklus passiert), werden diese faulen Kredite von den Banken irgendwann abgeschrieben werden müssen.
Der Euro-Franken-Kurs sank gestern im europäischen Mittagshandel zusammen mit der Deutschen Bank auf ein Tagestief (0,9850). Bis Handelsschluss erholten sich beide Kotierungen.
Es ist ein gutes Zeichen für den Euro, dass er einen Wochenschlusskurs auf 0,9850 CHF vermeiden konnte. Allerdings ist der Anstieg auf 0,99 am Freitagabend zu schwach, um daraus Ansprüche für ein erneutes Erreichen der Parität abzuleiten.
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Es wird damit eine Seitwärtsbewegung des Euro-Franken-Kurses angezeigt. Diese charttechnische Einschätzung passt zur fundamentalen Lage wie die Faust aufs Auge.
In den letzten zwei Wochen gab es mit den Sitzungen und Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und Schweizerischen Nationalbank (SNB) zwei Großereignisse für den Euro-Franken-Kurs.
Hinzu kam die mit heißer Nadel gestrickte Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS. In der kommenden Woche steht Nachrichtenmagerkost sowie das Quartalsende an. Devisenmarktakteure gehen vom Volatilitäts-Gaspedal.
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