Euro und US-Dollar glänzen mit ihrer schieren Größe, der Schweizer Franken mit großer Stabilität. Die Akteure des Devisenmarktes beherzigen, was sie am Franken haben. Der Dollar wird bereits aussortiert. Ist der Euro als nächstes dran?
Der deutsche Bundesbankchef Joachim Nagel und OeNB-Gouverneur Robert Holzmann müssen frühzeitig die Koffer packen.
Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) auf Drängen der beiden Falken auf den letzten sechs Sitzungen den Leitzins jeweils ein halbes Prozent anhob, steht das Ende der großen Zinsschritte bevor.
Für die nächste EZB-Sitzung im Mai zeichnet sich eine "kleine" Erhöhung um 0,25% ab. Das dürfte zu wenig sein, um den Eurokurs über 1,00 CHF (Parität) zu verankern.
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Der EZB-Vertreter der neuen Eurolands Kroatien, Boris Vujčić, sowie die nationalen Notenbankchefs von Finnland und den Niederlanden stimmen auf den Viertelprozent-Kanon bereits ein.
Ende 2022/Anfang 2023 stand der Zinsausblick noch sperrangelweit offen. Die EZB erhöhte schneller die Zinsen als die Schweizerische Nationalbank (SNB). Der Eurokurs honorierte das mit einem Anstieg auf 1,01 CHF.
EUR/CHF-Ausblick
Zählt man eins und eins zusammen, kommt man zu diesem Ergebnis:
- Der Euro schaffte es bei einem raschen Zinserhöhungstempo der EZB auf 1,01 CHF.
- Weitet sich der Zinsabstand zwischen Euro und Franken nicht länger aus, sind Eurokurse zwischen 0,95 und 0,99 CHF die logische Konsequenz.
Die Schweizerische Nationalbank hat bereits signalisiert, auf ihrer nächsten Sitzung den Leitzins ein halbes Prozent anzuheben. Spätestens jetzt fällt es Devisenmarktakteuren wie Schuppen von den Augen:
Der Euro ist gegenüber dem Franken ins Hintertreffen geraten. Allerdings wird es dann bereits zu spät sein, um Euro in CHF zu einem guten Wechselkurs (nahe 1,00) zu tauschen. Das Umwechslungsrisiko ist bereits eingetreten.
Der Devisenmarkt hat die am Ball bleibende SNB und die auf Halten spielende EZB durch ein Absinken des EUR/CHF längst vorweg genommen. Dieser Prozess könnte bereits angelaufen sein.
Oft ist es so, dass EUR/CHF-Ausblicke der Devisenexperten und tatsächlicher Kurs entgegengesetzt verlaufen. Die Banken können oder wollen von ihren Einschätzungen, wonach der Euro bei 1,00 CHF sein wird, nicht abrücken.
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Ein Blick auf den Dollar-Franken-Kurs zeigt, was dann zu erwarten ist. Der Greenback schwächte sich seit Anfang März 2023 um 5% und seit Anfang November 2022 um 12% gegenüber dem Schweizer Franken ab.
Die US-Notenbank (Fed) hat den Zinsgipfel erreicht. Untermauert wird diese These von einer Aussage der früheren Fed-Chefin und aktuellen Finanzministerin Janet Yellen.
Reichen die US-Geschäftsbanken nicht mehr so vollumfänglich Kredite aus, würde das weitere Leitzinserhöhungn überflüssig machen, so Yellen. Sie weiß natürlich, wo der Schuh drückt.
Die hohe US-Staatsverschuldung wird bei weiter steigenden Zinsen zum gravierenden Problem. Schon jetzt übersteigen die Kosten des Zinsdienstes den Verteidigungsetat.
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