Die Schweizerische Nationalbank (SNB) navigiert erfolgreich durch schwieriges Fahrwasser, was dazu beiträgt, dass der Franken die beste Währung der Welt bleibt. Nichtsdestoweniger ist der Euro dank eines ihm gewogenen Gerüchtes in den kommenden Monaten für eine positive Überraschung gut.
"Der Schweizer Franken erweist sich in einem volatilen Jahr für die globalen Märkte als der mächtigste Währungshafen", teilt Bloomberg seinen finanziell gut situierten Abonnenten mit.
Pensionskassen, Versicherungen und Publikumsfonds auf der ganzen Welt haben großes Vertrauen in die Schweiz. Die Credit-Suisse-Krise und der der Rekordverlust der SNB von 132,5 Milliarden Franken in 2022 ließen den Geldzustrom nicht abreißen.
Am schlimmsten erwischt es den US-Dollar (-5%), den an ihn gekoppelten Hongkong-Dollar (-5,5%) und den Japanischen Yen (-6%). Der Euro hat sich zum CHF in den letzten zwei Monaten von 1,0040 auf 0,9850 (-1,9%) abgeschwächt.
"Anleger beschlossen, Schweizer Franken als sichere Anlage zu kaufen. Und das, obwohl eine der größten Finanzmarktkrisen der letzten Zeit genau in der Schweiz stattfand", reflektiert der Umwechslungsspezialist exchangemarket.ch.
Die SNB hat sich aus der Sicht vieler Experten bei der Notrettung der Credit Suisse nicht mit Ruhm bekleckert. Die deutschen Zeitungen Welt und Handelsblatt sahen den Franken als Risikowährung, Reuters sprach von einer Identitätskrise.
Daraus wurde nichts. Der plumpe Versuch etwas grenzüberschreitendes und aufsehenerregendes Schlechtes zu verbreiten, um Schweizerinnen und Schweizer auf deutsche Web- und Werbeserver zu locken, funktionierte nicht.
Zum Thema: Der Schweizer Franken pariert die Bankenkrise
Informationen auf .de-Domains stehen bei vielen in der Schweiz inzwischen genauso tief im Kurs wie Euro und EU. Es ist immer dasselbe: Am Anfang wird laut trompetet, kurze Zeit später ist klar: Die Substanz fehlt.
Man habe im ersten Quartal 2023 einen Gewinn von 26,9 Milliarden Franken gemacht, so die frohe Botschaft von Notenbankchef Thomas Jordan vom letzten Donnerstag.
Wie macht EUR/CHF weiter
Schiebt man die charttechnische Seite und den langfristigen Inflationsunterschied beiseite, gibt es drei wichtige Einflussfaktoren auf den Euro-Franken-Kurs:
- Zustand der Weltkonjunktur
- Wie viel verdienen die Unternehmen in Zukunft
- Euro-Smile
Der Euro ist eine Währung mit einer starken industriellen Basis, die von einer guten Weltkonjunktur profitiert (prozyklisch). Der Schweizer Franken ist eine antizyklische Währung und damit ein Sicherer Hafen.
Der Dax, so etwas wie die Mutter aller prozyklischen Indizes wegen der hohen Exportabhängigkeit deutscher Unternehmen, ist seit dem Beginn des vierten Quartals 2022 merklich am steigen. Ihm fehlen nur noch 3% zu einem neuen Allzeithoch.
Die Weltkonjunktur wird also ziemlich gut laufen. Aktienkurse steigen sehr gerne, wenn Börsianer mehrheitlich der Meinung sind, dass die Gewinne der Unternehmen in sechs oder zwölf Monaten deutlich höher sein werden als aktuell.
Am Devisenmarkt gibt es damit ein Euro-Smile. Es kommt vor allem durch den 16-prozentigen Anstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar zum Ausdruck.
Trifft der Euro auf den Schweizer Franken, vergeht ihm das Lachen. Es bleibt ein kleines Schmunzeln. Der EUR/CHF-Kurs stieg zwar seit letzten Herbst keine 16%, aber immerhin 4%.
Die gegenwärtige Gemengelage zeigt, wie sehr die Euro-Franken-Rate von nicht immer rational handelnden Börsianern abhängt. Die basieren ihre Entscheidungen nicht darauf, was Unternehmen tatsächlich erwirtschaften, sondern spekulieren, wie hoch die Gewinne in Zukunft ausfallen.
Gier und die Fear of Missing Out (Fomo) werden daher in den kommenden drei bis sechs Monaten treue Wegbegleiter der Euro-Franken-Rate bleiben.
Gäbe es erste Anzeichen dafür, dass die Gewinnerwartungen überzogen sind, wird aus dem Euro-Smile der Gesichtsausdruck des früheren Weltklasse-Tennisspielers Stefan Edberg.
Sollten Gier und hohe Gewinnerwartungen dominieren, könnte der Euro im Spätsommer, einer Zeit, in der in den letzten Jahren stets recht gut gegenüber dem Schweizer Franken abgeschnitten hat, bei 1,00-1,05 stehen.
Ein bisschen Frieden
Eine triftiger Grund für den Euro zum CHF zu steigen, wäre ein Ende der Kämpfe in der Ukraine. Hier gab es zuletzt eine spannendes Gerücht. Es hat die Qualität des EU-Aufbaufonds vor genau zwei Jahren.
Damals hatte Deutschland der Vergemeinschaftung von Schulden auf EU-Ebene zugestimmt. Der Eurokurs kletterte in den darauffolgenden acht Monaten von 1,05 auf 1,1150 CHF (+6,2%).
Chinas Regierung soll zum ersten Mal seit Kriegsausbruch offiziell in Kontakt mit der Regierung der Ukraine getreten sein. Werden hier gerade die Chancen auf Waffenstillstandsverhandlungen ausgelotet?
Den USA und China ist zweifelsohne der Verwurf zu machen, dass sie nicht stärkeren Druck auf die ihnen nahe stehende Kriegspartei ausüben, um ein Ende der Kämpfe herbeizuführen. Die beiden Supermächte profitieren zu sehr.
Die USA stärken ihren Status als die von zwei Ozeanen geschützte Supermacht, die ihre Nachbarn völlig unter Kontrolle hat. Überdies können sie ihr teures Gas an die Europäer verkaufen.
China musste in den 2000er-Jahren in afrikanischen Ländern Straßen und Brücken bauen, um die dortigen Rohstoffe auszubeuten. Nun kommt man an Rohstoffe aus Russland zum Spotpreis und ohne aufwendige Gegenleistung.
Stalin hatte über den Koreakrieg, an dem über eine Million chinesische Truppen beteiligt waren, gesagt: Das sei ein guter und günstiger Krieg. Ähnlich dürften Pekings Regierende Putins Überfall der Ukraine einstufen.
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